RINTELN (ste). Nach dem niedersächsischen Kommunalverfassungsgesetz sind die Ortsräte ausschließlich und abschließend für Straßenbenennungen (und Umbenennungen) zuständig. Daher will der Ortsrat in seiner nächsten Sitzung den "Heinrich-Sohnrey-Weg" (SW berichtete) in "Holunderweg" umbenennen. Grund: Sohnrey galt als nationalsozialistischer Wegbereiter mit seinen Texten. Dr. Gert Armin Neuhäuser (WGS) will nun vor der Umbenennung einen Antrag in den Ortsrat bringen, wonach eine Art Gesetzmäßigkeit aufgestellt werden soll, nach der die Straßen bei neuen Erkenntnissen über die Persönlichkeiten, nach der die Straßen benannt wurden, umbenannt werden. "Grundsatz statt Gießkanne" könnte die neue Devise heißen. Und Dr. Neuhäuser, entschiedener Gegner der Umbenennung des Heinrich-Sohnrey-Weg, nennt - wenn auch ein Stück weit ironisch - Beispiele von möglichen Verfehlungen: Wilhelm Busch habe einen mit einer Zeichnung aus seiner Feder versehenen antijüdischen Spottreim verfasst; Friedrich-Wilhelm Ande sei NSDAP-Mitglied gewesen, Agnes Miegel werde derzeit in Bad Nenndorf als Wegbereiterin des NS-Regimes diskutiert; im Rosengarten stehe eine Büste des Sozialistengesetze-Verfassers Bismarck...! Und die Liste ließe sich lang fortsetzen, so Dr. Neuhäuser.
Und so stellte er Grundsätze auf, nach denen künftig Straßen umbenannt werden sollten. Die werden im nächsten Ortsrat diskutiert. Konkret sollen allerdings sogenannte "Schreibtischtäter" in Unrechtssystemen im Einzelfall betrachtet werden und der Ortsrat solle von einer Umbenennung absehen.