LANDKREIS SCHAUMBURG (ste). Die Volksbank in Schaumburg hatte offenbar genau die Themen in einer Vortragsreihe aufgegriffen, die die Menschen derzeit bewegen. Während die Veranstaltung zum Thema "Vorsorgevollmacht, Betreuungs- und Patientenverfügung" bereits im Rathaussaal Bückeburg mit 300 Besuchern zum Erfolg wurde, meldeten sich nicht weniger Menschen für den Vortrag im Brückentorsaal Rinteln an. In Bad Nenndorf lautete das Thema "Erben und Vererben" und auch dieser Vortrag stieß auf großes Interesse.
Als Referentin hatte die Volksbank mit Monika Dittmer eine ausgesprochene Fachfrau auf diesen Gebieten eingeladen, die es zudem auch verstand, die Themenbereiche ohne akademisch-juristische Fachsimpelei verständlich auf den Punkt zu bringen: "Stellen Sie sich vor, sie haben einen freien Willen, wollen Mohnbrötchen und bekommen stattdessen Roggenbrötchen!" Da platzt einem schon mal die Hutschnur. Stellt man sich jetzt weiter vor, man ist eingeschränkt in seiner Bewegungs- und Willensfreiheit und hat nicht vorgesorgt, dann müssen im schlimmsten Fall fremde Menschen - nämlich Berufsbetreuer - für einen Entscheidungen fällen: "Und die wissen mit Sicherheit nicht, dass sie lieber Mohnbrötchen als Roggenbrötchen essen!" Da sollte man sich also zeitnah um eine Vorsorgevollmacht bemühen, und das machte die Volksbank in Schaumburg den Besuchern der Veranstaltungsreihe einfach. In einer Mappe war für die Gäste ein komplettes Urkundenpaket vorbereitet: "Jetzt müssen Sie nur noch einen nasskalten, miesen Tag im November finden, setzen sich mit ihrem Mann oder ihrer Frau zusammen und füllen die Formulare aus!" Damit, so Dittmer, habe man schon 98 Prozent aller wichtigen Vorsorgemaßnahmen abgeschlossen: "Wie man auf 100 Prozent kommt, das zeige ich Ihnen am Ende!" Dittmer verdeutlichte auch, dass man Dinge im Leben regeln müsse, bevor es im Kopf "bröckele": "Damit sich für ihre Angehörigen nicht die Frage stellt: Wohin mit Oma!" Wichtig, so die Referentin, sei es, dass man sein "zweites Ich" als Stellvertreter für die zu klärenden Fragen einsetze: "Denn wer nicht vorsorgt, fällt im schlimmsten Fall in betreuende Hände von jemandem, den man überhaupt nicht kennt!" Das führe schnell zur Entrechtung: "Ein Szenario, das auch der Staat nicht will!"
Neben der Vorsorgevollmacht, der in der Regel eine Bankvollmacht vorgeschaltet werden sollte, ist eine Betreuungsverfügung wichtig: "Damit eine bevollmächtigte Person auch an ihrem Pflegebett eine Entscheidung in ihrem Sinne treffen kann!" Im Gegensatz zu Berufsbetreuern, die nach Stundensätzen abrechnen, gibt es für angehörige Betreuer nur eine jährliche Aufwandsentschädigung von 399 Euro: "So bleibt ihr Geld wenigstens in der Familie!" Nummer drei im Katalog der wichtigen Urkunden ist die Patientenverfügung: "Nur damit können sie in Würde ihr Ende selbst vorbestimmen und erleben!" Die Patientenverfügung regelt die Frage der lebensverlängernden Maßnahmen durch Maschinen, wenn nach ärztlichem Ermessen eigentlich nichts mehr geht.
Alle drei Urkunden, so Monika Dittmer, sollte man natürlich gut zugänglich an einem Ort aufbewahren, der dem von einem selbst bestimmten Stellvertreter bekannt ist: "Im Tresor, für den ihr Erwählter keinen Schlüssel hat, bringt ihnen das eher weniger!" Stellt man dann noch den Kontakt zum Vorsorgeregister in Berlin her und lässt sich dort registrieren, dann hat man 100 Prozent: "Damit das klar wird: 1.000 Prozent gibt es natürlich nicht. Theoretisch könnten alle ihre Unterlagen in einem Feuer verbrennen!" Menschen leben nun einmal mit einem Restrisiko.
Für Ansgar Haverkamp von der Volksbank in Schaumburg war die Veranstaltungsreihe ein voller Erfolg. Er dankte zusammen mit Michael Fritz der Referentin und forderte die Besucher dazu auf, eine Wunschliste über weitere Vorträge auszufüllen. 1,8 Millionen Betreuungsverfahren laufen derzeit in Deutschland; Verfahren, die man mit einer rechtzeitigen Vorsorge umgehen kann und damit dem "letzten eigenen Willen" ein Stück weit näher kommt.
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