1. Nah dran und viel zu sagen

    Hannes Wader tritt vor über begeisterten 600 Zuschauern im Ratsgymnasium auf

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    STADTHAGEN (mh). Mit Legenden ist es so eine Sache, insbesondere in der Musik. Denn oftmals verpassen sie den richtigen Zeitpunkt, um sich aus der Öffentlichkeit zurückzuziehen und fügen durch zweifelhafte Auftritte ihrem Legendenstatus sichtbare Dellen. Hinzukommt das Problem, dass sie häufig gefangen sind, in den Erwartungen der Fans und in ihren Erfolgen vergangener Zeiten.

    In der Aula des Ratsgymnasiums in Stadthagen war am Donnerstag, dem 7. November, eine musikalische Legende zu Gast. Hannes Wader, Echo-Preisträger für sein Lebenswerk, kam mit seiner Gitarre auf die Bühne, spielte ein zweistündiges Konzert und hinterließ über 600 begeisterte Zuschauer. Wer dabei war, wird es sicherlich unterschreiben: Hannes Wader ist weit vom Status einer lebenden Legende entfernt, er steht darüber. Seit den frühen 1970er Jahren beginnt Hannes Wader seine Konzerte mit einem seiner bekanntesten Lieder "Heute hier, morgen dort" – so auch in Stadthagen. Was der mittlerweile 71-Jährige in den kommenden zwei Stunden zusammengestellt hatte, umfasste nicht mehr und nicht weniger als eine musikalische Reise durch seine Kindheitserinnerungen, verbunden mit gesellschaftlichen und politischen Themen, mit Liedern über den Tod, die Liebe und das Leben. Liedermacher, politisch engagierter Mensch, Beobachter, Rebell, Poet – seit seinem ersten Album im Jahr 1969 lässt sich Hannes Wader nicht festlegen. Auch bei seinem Auftritt in Stadthagen verstand er es gekonnt und glaubwürdig, die Übergänge zwischen nachdenklich und fordernd und fröhlich und unterhaltsam zu gestalten. Sei es mit kleinen Anekdoten ("Man sagte mir, mit West-Strumpfhosen hätte man seinerzeit bei den Frauen in der ‚Ostzone‘ gute Chancen – übrigens ein Tipp von Karl Dall") oder Geschichten und Einsichten aus dem Alltag eines Liedermachers. "Du bist doch jetzt über 70, da solltest du dich mal mit deiner Zukunft beschäftigen", gab seine Familie den Anstoß für sein "Lied vom Tod". Und so sang Hannes Wader unterhaltsam und ironisch über seine Vorbereitungen und Gedanken zum eigenen Ende – inklusive der Themen Patientenverfügung, Demenz oder Selbstmord. Beim in Sachen Alter bunt gemischten Publikum sorgte das Lied keinesfalls dafür, dass das Lachen im Halse stecken blieb, sondern im Gegenteil für viele amüsierte Lacher.

    Einige der Lieder seines Auftritts in Stadthagen hatten noch keine endgültigen Titel, es waren neue Lieder, die bisher auf keinem Album des Musikers vertreten sind – und es vielleicht auch nie auf ein Album schaffen. Doch das war nicht die einzige Besonderheit des Konzertes. "So eine Zusammenstellung habe ich bisher bei noch keinem Hannes Wader-Konzert erlebt", sagte ein Fan, der extra mit Begleitung aus Hannover angereist war. Denn der gut gelaunte Hannes Wader ließ es sich nicht nehmen und präsentierte einige seiner persönlichen Lieblingslieder. Und so kam es, dass die Zuschauer auch in den Genuss des Roger Miller-Klassikers "King of the Road" kamen. Gemischt mit dem Original "Muss i denn zum Städtele hinaus" gab der Musiker dann auch noch Elvis Presleys "Wooden Heart", eine Adaption dieses Volksliedes, zum besten. Doch es wurde auch ernst und nachdenklich in den Zugaben, denn Hannes Wader ließ es sich nicht nehmen und sorgte mit seinem Klassiker "Schon so lang" für Gänsehautmomente. Unter lautem Applaus ging Hannes Wader von der Bühne, im Gepäck die Anerkennung und Sympathie des Publikums. Foto: mh

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