RINTELN (km). Eine provokante Frage stand im Mittelpunkt des fünften Reformations-Empfangs des Kirchenkreises, zu dem Superintendent Andreas Kühne Glaser im Ratskellersaal rund 80 Gäste begrüßen konnte, darunter auch Bürgermeister Karl-Heinz Buchholz und Landrat Jörg Farr. Die umstrittenen Stichworte dabei lauteten "Monokultur und Qualzucht".
Andreas Kühne Glaser hatte in seinem Intro zunächst einmal darauf hingewiesen, dass Landwirt wohl der erste Beruf überhaupt war - nach der Vertreibung aus dem Paradies. Und obwohl der Mensch bekanntlich nicht allein vom Brot lebe, trügen die Landwirte heute eine besonders große Verantwortung.
Dass es in Zeiten, in denen mit Lebensmitteln an der Börse spekuliert werde, immer noch "fröhliche Landmänner" gebe, befand Kühne-Glaser mit Blick auf den ersten Referenten als erfreulich - und gab das Wort gleich weiter an den "fröhlichen Landmann" Götz Schumacher. Dessen Thema: "Monokultur und Qualzucht? - Landwirtschaft und Viehzucht aus Sicht der Hannoverschen Landeskirche". Bevor der Diplom-Agrar-Ingenieur ins Detail ging, stellte er zunächst einmal fest, dass "Tiere züchten, halten und essen" theologisch keineswegs bedenklich sei.
Das stünde auch im Synodalpapier - ebenso wie einige Zahlen, die den meisten Zuhörern offensichtlich nicht gewärtig waren: Zum Beispiel dass die Landeskirche Hannover der größte Landeigner in Niedersachsen sei - mit 35.000 Hektar, die allesamt "ordnungsgemäß berabeitet" würden. Den Vorwurf von "Umweltschützern", die den Landwirten "Monokultur und Qualzucht" vorwerfen, befand Schumacher schlicht als "schlecht recherchiert". Beide Referenten konnten in ihren Ausführungen mit konkreten Zahlen aufwarten. Den Vorwurf von "Monokultur" konnte Kreislandwirt Cord Lattwesen im Anschluss entkräften. Den Eindruck etwa, dass überall nur noch Mais angebaut werde, sah der Referent als Ergebnis einer Art optischer Täuschung: "Mais ist eben höher als ein Mensch - und der Weizen dahinter nur noch kniegroß, so dass man ihn leicht mal übersehen kann."
Am Ende sprachen die Zahlen für sich: In Schaumburg etwa, so Lattwesen, würden überwiegen Weizen, Gerste und Raps angebaut. Der Anteil an Mais betrage lediglich elf Prozent. Auch bei den "Qualzucht"-Vorwürfen seien die Kritiker einfach nur schlecht informiert. So seien die "Erfinder" der Käfighaltung in den 60er Jahren keineswegs Menschen gewesen, die ihre "sadomasochistischen" Gelüste hätten ausleben wollen. Die Käfighaltung - die mittlerweile wieder abgeschafft wurde - sei allein aus hygienischen Gründen eingeführt wurden: Durch den Kontakt mit anderen Exkrementen auf dem Bauernhof hätten sich die freilaufenden Hühner früher häufig Salmonellen eingefangen.
Besonders beeindruckt war das Publikum von der Feststellung Lattwesens, dass Schaumbug vergleichsweise fast weltweit die besten landwirtschaftlichen Erträge aufweise: "Wir leben in gemäßigten Breiten, haben einen guten Boden und ausreichende, zuverlässige Niederschläge."
Allein die "Volatilität" der Preise bildet offenbar einen weiterhin zunehmden Risikofaktor: "Wenn in Hongkong ein Sack Reis umfällt," so Lattwesen, dann habe das früher niemanden interessiert. Heute müsse man binnen Wochen-, oder gelegentlich sogar Tagesfrist, mit preislichen Auswirkungen rechnen.
Foto: km