STADTHAGEN (jl). Was macht eigentlich den Sonntag aus? Als Arie Rosen in der Aula der Integrierten Gesamtschule (IGS) in Stadthagen erzählt, dass sich ein gläubiger Jude an seinem Ruhetag, am Schabbat, nicht einmal mental mit seiner Arbeit beschäftigen dürfe, staunt der versammelte neunte Jahrgang nicht schlecht. Aber, so Rosen: "Das erfordert Übung und muss über Jahre gelernt werden." Vor 25 Jahren sei er aus familiären Gründen von Deutschland nach Isreal ausgewandert. Viele Jahre habe er in einem orthodox-jüdischen Viertel in Jerusalem gewohnt, sich mit dem Judentum intensiv auseinandergesetzt und die Thora studiert. Im Rahmen des Gedenkens an den 75. Jahrestag der Reichspogromnacht am 9. November zieht Rosen derzeit durch Schulen in ganz Deutschland. Organisator des Projektes mit dem Titel "Schabbat – Sonntag – Ruhetag" ist der Verein "Kulturelle Begegnungen" mit Sitz in Jerusalem. Die Hanns-Lilje-Stiftung und die Evangelische Landeskirche Hannover unterstützen die Veranstaltungsreihe.
Dabei, so Rosen, soll es ausdrücklich "nicht um die Vergangenheit und nicht um die Politik gehen". Dass Juden im dritten Reich verfolgt wurden, sei bekannt, der Holocaust den meisten ein Begriff. Er wolle über das Judentum informieren, Werte und Bräuche dieser Religion vermitteln und das ermöglichen, was in den Medien oft zu kurz komme: den persönlichen Dialog, eine kulturelle Begegnung.
In seinem Vortrag berichtete der gebürtige Frankfurter, wie er in Israel mit seiner Familie den Schabbat feiert, der wie alle Tage im jüdischen Kalender am Abend beginnt und von Sonnenuntergang am Freitag bis zum Eintritt der Dunkelheit am folgenden Samstag dauert. Er erklärte, welche Elemente der christliche Sonntag im 4. Jahrhundert von diesem Tag übernommen hat, was in der Thora steht und dass sie ohne den "Talmud" nicht zu verstehen sei. Denn das bedeutende Schriftwerk des Judentums zeige auf, wie die Gebote der Thora umzusetzen seien.
Zudem präsentierte Rosen jüdische Kultgegenstände, darunter die Thora-Rolle und eine "Mesusa", ein Schriftröllchen, das in einem traditionellen jüdischen Haushalt an die Türpfosten gebunden werde, wie der kulturelle Botschafter verdeutlichte. Er las aus dem Buch "Schabbat" seiner Mutter Lea Fleischmann vor und sang gemeinsam mit den Neuntklässlern ein israelisches Lied. Im Anschluss konnten die Schüler interessierte Nachfragen stellen. Foto: jl