1. Väterstress und "Alete-Elite"

    300 Zuhörer bei Comedian Ingolf Lück im Lauenauer Sägewerk

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    LAUENAU (al). Er gurgelt, röchelt, nuschelt, brüllt, zieht Grimassen und legt eine schweißtreibende sportliche Einlage samt Liegestützen hin. Ingolf Lück, fernsehbekannter Comedian, hat einen Abend lang seine Sichtweise zur Kindererziehung erklärt. 300 Zuhörer im Lauenauer Sägewerk kamen aus dem Lachen nicht mehr heraus.

    Doch vor dem Blick in den Lück’schen Familienalltag schwadronierte der Komödiant durch die Tagespolitik – von der abgehörten Bundeskanzlerin über den Limburger Luxus-Bischof bis hin zur Airport-Dauerbaustelle in Berlin: "Den", schlug er vor, "nennen wir ‚Tebartz-van Elst-Flughafen‘". Nur auf seine bisherigen FDP-Witze im Programm wolle er doch lieber verzichten. Das wäre nur "Leichenfledderei".

    Dafür nahm er das Gebaren junger Eltern aufs Korn – von der Namensvergabe ("Der heißt Severin wie mein Wasserkocher") bis zum Dauerstress hinter dem Lenkrad – "als Taxifahrer für die ganze Bande". Elternabende in Kindergarten und Schule seien ohnehin schlimmer "als bei den Amis in Guantanamo". Und die Schuld, vier Stunden lang auf viel zu kleinen Stühlen sitzen zu müssen, trage Lauenau: "Ich sage nur: Casala."

    Wiederholt zeigte sich Lück überraschend informiert über das lokale Ambiente und vertat sich allenfalls (oder bewusst?) beim Hinweis auf sein neues Zuhause in einem Vor-Vor-Ort von Köln ("Zum Einkaufen fahren wir nach Frankfurt, weil’s näher ist!"). Sein Vergleich: "Das ist kein Ort, das ist ein Flecken", führte zu leichtem Rumoren im Publikum.

    Aber das war rasch wieder versöhnt bei Lücks Darstellungen zum väterlichen Windelwechseln: "Die Fugen werden verklebt, dann hast du drei Wochen Ruhe." Oder sein gewünschter Modus zur familiären Kinderbetreuung: "Eine Woche meine Frau, ein Abend ich." Nur gut, dass die namentlich nicht näher benannte Gattin Lücks Vergleich nicht vernahm: "Die ist wie meine Platte von Pink Floyd: Über 40 Jahre alt, mit Kratzern, und manchmal kann ich sie auch nicht mehr hören."

    Es ging noch weiter über den Eifer mancher Eltern, aus dem Nachwuchs möglichst früh Wunderkinder ("Alete-Elite") machen zu wollen. Oder über Erfahrungen bei einem ersten und einzigen Urlaub gemeinsam mit einer befreundeten Familie: Trotz rotierendem Betreuungsplan der insgesamt vier Sprösslinge blieb Lück allein auf den Blagen sitzen – aus war’s mit der Erholung. Nach gut zwei Stunden begleitete herzlicher Applaus den Abgang des quirligen Entertainers. Nicht einmal die gelegentlichen Kalauer nahm ihm das Publikum übel: "Wenn die Schuhe teurer werden, gehen dann auch die Absätze zurück?" Foto: al

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