LAUENAU (al). Ein fast 50 Jahre altes Amphibienfahrzeug hat durch Expertenhand einen neuen Schliff erhalten. Anfang der sechziger Jahre waren insgesamt 3500 in Amerika entwickelte und in Berlin gebaute "Amphi-Cars" produziert worden. Heute gibt es noch etwa 70 Modelle in Deutschland und weitere 350 in Amerika.
Arg ramponiert war das türkisfarbene Auto, das ein Flensburger Liebhaber im Internet aus den USA erworben hatte. Zwar machten Motor und auch der Innenraum noch einen ganz passablen Eindruck. Aber die Karosse war "ein echter Blender", berichtete Kraftfahrzeugmeister Bernhard Arnold, der in Fachkreisen als Experte für Oldtimer-Restaurierungen gilt. Der Zustand des Blechs mit "bis zu zwei Zentimeter dickem Spachtel" entsprach so gar nicht Foto und Beschreibung.
So kam das Vehikel zerlegt nach Lauenau. Arnold besorgte in den USA Original-Ersatzteile und montierte den Oldtimer neu. Besonders wichtig waren dabei die Türen. Gummilippen und eine spezielle Verriegelung müssen den Eintritt von Wasser absolut verhindern.
Dann kam der große Moment, der auch ihm ein gewisses Herzklopfen bereitete:
Eine erste Spritztour sollte ihn von Lauenau an den Mittellandkanal bei Pollhagen bringen: "Ich bin so ein Auto ja auch noch nie gefahren." Ein neues Gefühl tat sich für ihn auf, als die Räder des stelzenartig wirkenden Autos verschwanden und Arnold und sein Beifahrer gemütlich auf der Wasserstraße dümpelten. Etwas mulmig war ihm schon: "Aber zum Glück ist es kein U-Boot geworden", wollte er sich den großen Bergungsaufwand gar nicht ausmalen. Nur das Lenken und das Stoppen auf dem Wasser bezeichnete er "schon als gewöhnungsbedürftig": "Das geht ja nicht so einfach mit dem Bremspedal."
Mit gutem Gewissen konnte Arnold das inzwischen recht wertvolle Fahrzeug seinem Eigentümer übergeben. "Eigentlich ist es kein gutes Auto und auch nur ein schlechtes Schiff", kommentiert er das selbst erlebte Fahrgefühl. Aber originell sei es allemal, zu Lande und auf dem Wasser unterwegs sein zu können. Auf der Straße sorgt schon das Aussehen des Fahrzeugs mit seinen beiden Schiffsschrauben am Heck und dem hochgelegten Auspuff für Aufmerksamkeit. Und im nassen Element erst recht. Allerdings reicht hier die normale Fahrerlaubnis nicht. Ein Motorbootführerschein ist Bedingung, um auf Flüssen und Seen unterwegs sein zu wollen. Foto: al