1. Hetzbrief gegen türkische Familie

    Kein Hinweis auf rechtsradikale Gruppierung / Wütende Beschimpfungen

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    STADTHAGEN (ag). Von "Vergasen" ist die Rede, vom Handel mit Drogen und Waffen, von "scheiß Türken", keiner Bildung und vom "scheiß Islam". In einem Hetzbrief überschüttet ein bislang unbekannter Täter die Familie Barut, die Inhaber vom "Keban Frischmarkt", mit wüsten Beschimpfungen. Am Montagmorgen, dem 7. Oktober, fanden die Einzelhändler beim Öffnen ihres Geschäftes den handschriftlichen Brief an ihrer Ladentür. Die Polizei ermittelt wegen Volksverhetzung.

    Seit fast 23 Jahren führt die Familie Barut ihren Laden in der Stadthäger Innenstadt. Anfeindungen haben sie nun zum ersten Mal erlebt. Auch privat ist die Familie vorher nicht angeeckt. Eine ganz normale Familie, ein ganz normales Geschäft. Doch nun sieht sie sich mit Vorwürfen wie Waffen- und Drogenhandel konfrontiert. "Ich haße diese scheiß Islam", müssen sich die Baruts anhören. Scheinbar sind die Anfeindungen aber nicht rein religiöser Natur, sondern vor allem fremdenfeindlich. "Euch müsten sie Auß reuchern ihr scheiß Türken. Vergasen ihr scheiß Türken", heißt es auf dem Zettel. Die Familie um Geschäftsführer Veysel Barut ist schockiert: "Was habe ich falsch gemacht? Wen habe ich verletzt, dass so eine Reaktion kommt?" Die Einzelhändler sind sich keiner Schuld bewusst, "wir sind zu jedem nett und freundlich".

    Auf den ersten Schock folgte ein Anflug von makabrer Belustigung, da den wie im Brief dargestellten "ungebildeten Ausländern" die zahlreichen Rechtschreibfehler und die zweifelhafte Grammatik das Entziffern erschwerte: "Ihr wolt mit euren scheiß Düner euer Geschäft machen. Mir stinkt dieser scheiß Düner!", "Aber neben bei werden noch Geschäfte gemacht. Ales übern Händi", "Geldschieber reih!".

    Noch am selben Vormittag hat die Familie Anzeige bei der Polizei erstattet. Die Ermittlungen werden nun mit Verdacht auf Volksverhetzung geführt. Die Polizei geht bislang von einem Einzeltäter aus. Konkrete Hinweise auf die rechtsradikale Szene gäbe es nicht. Erste Einschätzungen, ob es sich dabei einfach um eine üble Einstellung oder eine gezielte Aktion gegen die islamische Gemeinschaft handelt, verlieren sich in Mutmaßungen. Fest steht aber, dass dieser Fall in Schaumburg bislang einmalig ist, bestätigte Axel Bergmann, Sprecher der Polizei Stadthagen.

    Erst kürzlich warnte Pastor Wilfried Manneke vom "Netzwerk Südheide gegen Rechtsextremismus" davor, dass sich die rechtsradikale Szene von Hannover nach Schaumburg ausbreiten würde. Die Polizei gibt jedoch Entwarnung, "es gibt keine rechtsradikale Szene in Schaumburg".

    Um diesen volksverhetzerischen Fall aufzuklären, hofft die Polizei Stadthagen auf Zeugenhinweise unter 05721/40040. Foto: privat

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