STADTHAGEN (jl). Mit bester Unterhaltung haben sich die vier Instrumentalvirtuosen von "Quadro Nuevo" zum dritten Mal in die Herzen der Schaumburger gespielt. Rund 250 Menschen folgten der Einladung der Gewerkschaften IG Metall und GEW sowie der "Alten Polizei" anlässlich der Schaumburger Kleinkunsttage.
Als sich die Aula des Ratsgymnasiums verdunkelte, betrat das Akustik-Quartett kommentarlos die Bühne. Mulo Francel (Saxophon, Klarinette), D.D. Lowka (Kontrabass, Perkussion), Andreas Hinterseher (Akkordeon, Vibrandoneon, Bandoneon) und Evelyn Huber (Harfe, Salterio) ließen märchenhafte Klänge für sich sprechen und entführten das Publikum sogleich auf die Reise zum sagenumwobenen Ende des Regenbogens. Dass diese wie angekündigt einem Ritt auf dem Fliegenden Teppich gleicht, merkten die Besucher nicht nur am fliegenden Wechsel der Instrumente. Die Stücke: ein klangvolles Auf und Ab, mal langsam, mal schnell, mal laut und voluminös, mal so sanft und leise, dass selbst das Publikum den Atem anzuhalten schien, als läge die Faszination greifbar in der Luft.
Die unverwechselbare Musik, von den Virtuosen selbst als eine Mischung aus leidenschaftlichen Tangos, betörenden Arabesken und Melodien aus dem alten Europa beschrieben, gepaart mit einer bayerisch-charmanten Moderation sorgte für einen außergewöhnlichen Abend. Dass so viele Leute gekommen sind, sei "total folgerichtig", verriet Francel. Denn erst kürzlich hätten sie in Liverpool gespielt ("Nichts Großartiges, in einem kleinen Pub.") und zwei Tage später in Hamburg. "Und Sie wissen: Wenn man das macht, ist man über Nacht berühmt", erklärte der Saxophonist und fügt schmunzelnd hinzu: "So haben wir uns das zumindest vorgestellt."
Erst schwebte sie lebhaft und lebendig über die Bühne, dann paralysierte sie mit einem trommelnden Rhythmus am Kontrabass das Publikum – die Eigenkomposition "Canzone della Strada" ("Lied der Straße"), die laut Francel wie viele andere Werke im Auto entstanden ist. Dort hätten die Instrumentalisten immer Zeit zum Komponieren, ja geradezu Langeweile, weil sie nicht abgelenkt würden. Es folgte ein nuancenreiches Arrangement von "Still, die Nacht ist voller Sterne" des jiddischsprachigen Dichters Hirsch Glik. Ein Stück voller Schmerz und Bedrohung, das immer mehr Fahrt aufnahm, um wieder in leise Tonlagen zu fallen. Und dann nahm Andreas Hinterseher sein Bandoneon in die Hand: Zeit für Tango. "Wir spielen aber nicht wirklich Tango Argentino, wir nähern uns ihm nur an. Vielleicht sind einige von uns zu blond dafür", hieß es ganz bescheiden.
Was das Publikum dann zu hören bekam, verdient aber alles andere als zurückhaltende Worte: Es war ein instrumentales Feuerwerk, gezündet mit jeder Menge Virtuosität. Viel humorvolle Kreativität bewiesen die Vier mit "Paprika", einer Gewürzvertonung ("Wir spielen nie die Schoten, sondern immer nur das Pulver"). Und tatsächlich: Wenn in diesem Stück eines lag, dann jede Menge temperamentvolle Schärfe. Foto: jl