1. Spannende Blicke hinter historische Kulissen

    Kommenden Sonntag Tag des offenen Denkmals / Unterhaltung für Kinder / Radroute macht Lust auf Denkmal-Tour

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    Gemeinsam mit den Eigentümern der Denkmale, den Gemeinden und vielen ehrenamtlich Mitwirkenden lädt die Schaumburger Landschaft in den Schaumburger Wald und dessen nähere Umgebung ein. Die enge Beziehung zwischen Landschaft und Gebäuden wird hier ganz deutlich. Genauso wie der ständige Wandel, dem beide unterliegen. Bauernhöfe und Forsthäuser erfüllen nicht mehr ihrem alten Zweck. Wandel bedeutet nicht gleich Bedrohung. Der Reiz vieler Denkmale liegt im Zusammenspiel der Bauphasen mehrerer Epochen und neuer Nutzungen. Auch in der landschaftsgestaltenden Land- und Forstwirtschaft haben sich die Bewirtschaftungsformen ständig weiterentwickelt. Der Wald hat sich durch menschliches Zutun vom Urwald über den Hudewald mit landwirtschaftlicher Prägung bis zum heutigen Wirtschaftswald in vielfältiger Weise gewandelt.

    Der "Tag des offenen Denkmals" lädt ein, nicht nur die Denkmale selbst, sondern ein bunt gefächertes Begleitprogramm zu erleben. Ausstellungen und Führungen, Vorführungen alter Handwerkstechniken, Angebote für Kinder und kulinarische Überraschungen begleiten die Entdecker von Jung bis Alt an diesem erlebnisreichen Tag. Alle Orte sind ideal mit dem Fahrrad erreichbar. Wo ist was los? Besonders erwähnenswert ist der Jüdische Friedhof am Friller Brink in Frille. Der Friedhof liegt einen Kilometer vom Dorf entfernt, kurz vor dem Schaumburger Wald. Er ist über den Brunnenweg, der 1672 als Judenstraße bezeichnet wird, erreichbar. 1933 lebten in Frille 19 Bürger jüdischen Glaubens, in Cammer sechs und in Quetzen elf. Der Friedhof weist 43 Grabsteine auf und wurde wohl in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts errichtet. Die Steine sind teilweise mit hebräischer Schrift versehen. 1938 wurde der Friedhof verwüstet, später wurden die Steine wieder errichtet. Es ist aber unwahrscheinlich, dass sie an ihren ursprünglichen Standorten stehen. Der Friedhof ist ein Begräbnisplatz für Juden aus Frille und Quetzen. Ab 11 Uhr kann man an Führungen teilnehmen und etwas über die Geschichte des Friedhofes erfahren. Spannend ist auch das Mausoleum des Grafen Wilhelm: Zum Felde 1, Schloß Baum in Rusbend. Nach dem Tod seines einzigen Kindes und seiner Frau 1776 ließ Graf Wilhelm zu Schaumburg-Lippe in der Nähe des Schlösschens, versteckt im Wald gelegen, einen Ruhegarten mit Mausoleum nur für sich und seine Familie bauen. Im die Grabpyramide umgebenden kreisrunden "Ruhegarten" führte ein Schneckenweg spiralförmig vom Tor zur Pyramide, Symbol des irrend suchenden Lebensweges des Menschen auf dem Weg zur Vervollkommnung. Kürzlich wurden Teile des Gartens wiederhergestellt. Das "Infanterieregiment Graf Wilhelm" in historischen Uniformen ist vor Ort. Führungen werden geboten. Eine ordentliche Wildbratwurst gibt es beim Forsthaus Meinser Kämpen, Meinser Kämpen 2 in Meinsen. Das Forstgehöft wurde als Zweiständerfachwerkgebäude 1735 als Försterei "Meinser Kämpen" unter Graf Albrecht Wolfgang zu Schaumburg-Lippe errichtet. Bis heute wird das Gebäude als Fürstliche Försterei genutzt. In den letzten 200 Jahren wurde es mehrfach umgebaut. Die Diele ist geöffnet und zeigt in einer kleinen Ausstellung alte Forstgeräte. Der Revierförster beantwortet Fragen und es gibt Wildwurstprodukte im Verkauf. Für das leibliche Wohl ist mit Wildbratwürsten vom Grill gesorgt. Den Denkmalpreis der Niedersächsischen Sparkassenstiftung 1993 hat der Hof Oelkers, Diekstraße 27 in Hiddensen erhalten. Hier sehen die Besucher das mächtige Haupthaus des ehemaligen Hofes Hiddensen Nr. 2 aus dem Jahr 1848. Es zeigt die typischen Merkmale des Vierständerhallenhauses mit Wirtschaftsgiebel und "Groot Dör". Dahinter die lange hohe Diele mit den seitlichen Ställen und darüber liegenden Vorratskammern sowie am hinteren Ende das Kammerfach. Die jetzigen Besitzer haben den Hof in jahrelanger Arbeit. Der Hof besteht vermutlich seit dem 13. Jh. Anlässlich des 10jährigen Bestehens der Arbeitsgruppe "Spurensuche" wird auf der großen Diele des Haupthauses eine Sonderausstellung gezeigt. Baustellencharakter hat das Fachwerkhaus Hülshagen Nr. 1, Hülshagen 10a in Lauenhagen. Das Vierständer-Fachwerkhaus entstand 1647 als kleine Hofstätte am Eingang des Dorfes an der Abzweigung nach Pollhagen. Qualität und Ausstattung waren für die Erbauungszeit – kurz vor Ende des Dreißigjährigen Krieges – ungewöhnlich und lassen darauf schließen, dass der Bauherr kein einfacher Kleinstellenbesitzer war. Außergewöhnlich ist der hohe Anteil erhaltener Originalsubstanz wie beispielsweise der Fenster. Das hängt mit dem unattraktiven Standort und dem Leerstand seit 1940 zusammen. Um den Verlust dieses Gebäudes zu verhindern, ließ es die Gemeinde kürzlich zur Hofanlage Hülshagen 10 translozieren. Dort steht es inzwischen "unter Dach und Fach", also im Rohbauzustand. In Zukunft wird es in das Veranstaltungskonzept des Lauenhäger Bauernhauses integriert werden.

    Das Gebäude kann von außen eventuell auch innen besichtigt werden. Planer Manfred Röver und Vertreter der IG Bauernhaus geben Informationen zur Hausgeschichte, zur historischen Entwicklung besonderer Bauteile wie Rundwalm und Fenster, sowie der Translozierung von Fachwerkgebäuden als einer früher üblichen Methode und heute als Konfliktfall der Denkmalpflege. Handwerker demonstrieren und erklären verschiedene Sanierungsarbeiten. Kinder können Lehmsteine herstellen und "Schaumburger Mützen" basteln.Foto:wa

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