RODENBERG (mh). Stille im Telefonhörer, schwarze Mattscheiben sowie leere E-Mail Posteingänge auf der einen Seite und hektische Betriebsamkeit, Improvisation und laute Verärgerung auf der anderen Seite: In Rodenberg hat ein Ausfall von Kabelfernsehen, Internet und Telefonverbindungen für große Probleme gesorgt. Bei Tiefbauarbeiten am Dienstag an der Allee/Rodenberger Allee wurde versehentlich ein Hauptkabel von einem Bohrer erwischt. Unbestätigten Gerüchten nach, war das Hauptkabel falsch auf den Karten vermerkt und lag höher im Erdreich als erwartet.
Die erste Folge: ein Ausfall des Kabelfernsehens. Doch damit nicht genug, denn auch die Internet- und Telefonverbindungen fielen ab circa 14.45 Uhr großflächig in der Stadt aus. Betroffen waren zuerst Kunden von Kabel Deutschland, danach folgten die Kunden der Telekom. Techniker gingen auf die Suche nach der defekten Stelle. "Nachdem die erste Stelle mit etwa 30 Meter neuem Kabel repariert war, zeigten die Tests, dass das Hauptkabel etwa 300 Meter weiter nochmals beschädigt war", teilte die Telekom diese Woche auf Anfrage mit. Rund 1600 Haushalte waren laut Aussage von Kabel Deutschland in Rodenberg betroffen. Die Telekom gab keine Zahlen bekannt, die Zahl dürfte auch hier bei über 1000 Haushalten liegen.
Zwei Pannen, die unzählige Probleme nach sich zogen. Kartenzahlung beim Einkauf: nicht möglich. Geldautomaten in der Stadt: außer Betrieb. Telefonischer Kundendienst: nicht durchführbar. Viele Kunden mussten beim Einkaufen ihre gefüllten Wagen an der Kasse stehen lassen, da die EC-Terminals in den Geschäften nicht funktionierten und sie kein Bargeld dabei hatten. Auch beim WEZ-Markt war das der Fall, wie Marktleiter Joachim Klingenberg berichtete. Schnell sprach sich das Problem herum, so dass die Kunden halbwegs vorbereitet waren und Bargeld dabei hatten. Für den Marktleiter ergab sich dennoch eine ganz andere Herausforderung, denn auch das Warenbestell-System funktionierte nicht. "Ich fahre jeden Tag mehrmals in die Filiale Nenndorf, um meine Bestellungen dort aufzugeben. Dafür musste extra das System umprogrammiert werden", erklärte Joachim Klingenberg am Donnerstag. Trotz der Improvisation sei es vorgekommen, dass einzelne Artikel kurzfristig nicht im Angebot waren.
Auch bei der VGH-Agentur Detlef Jäger in der Langen Straße war Improvisation angesagt, denn auch hier ging nichts: kein Telefon, kein Internet, kein Fax. Nicht einmal der Drucker konnte genutzt werden, wie Mitarbeiterin Sylke Braams berichtete. "Wir haben eine Rufumleitung auf das Handy einrichten lassen, damit die Kunden uns erreichen können", sagte sie. Alle Kundentermine mussten abgesagt oder verschoben werden. Zudem bemängelte die Agentur die Informationspolitik der Telekom: Unter bis zu drei Telefonnummern versuchte man vergebens Informationen zu bekommen. "Aber unsere Kaffeemaschine geht wenigstens noch", versuchte Sylke Braams der Situation mit Humor zu begegnen. Das Lachen vergangen war Andreas Wunderlich, der in der Langen Straße ein Verkaufsbüro des Weinhauses "Pierre Laforest" leitet. Seine Mitarbeiter hatte er zum Teil nach Hause geschickt, denn die Kunden konnten beim Telefonvertrieb keine Bestellungen aufgeben, auch Fax und E-Mail gingen nicht. Die Summe des Umsatzausfalls konnte der Geschäftsführer noch nicht beziffern. "Ein Desaster", fasste er zusammen. Noch dazu, da das Unternehmen aktuell eine große Veranstaltung organisiert – und das ist ohne moderne Kommunikationsmittel nur schwer möglich.
Auch Doris Söhle vom Toto-Lotto-Laden fiel ihre Haupteinnahmequelle weg. Denn die Lottoscheine ihrer Kunden konnte sie nicht annehmen, da das Schein-Abgabe-System ebenfalls vom Ausfall betroffen war. "Viele sind nach Nenndorf oder Lauenau gefahren", erzählte sie. Einige Kunden hatten ihr dennoch die Scheine dagelassen – wenn alles wieder funktioniert, sollte sie später registrieren.
Immer zu erreichen war Dr. Ludwig Belka. Der Allgemeinmediziner hatte sein Handy für Notfälle stets bereit, seine Praxis war selbstverständlich geöffnet. "Unsere Patienten sind informiert und kommen persönlich vorbei, um Termine zu machen", sagte Iris Dolz vom Praxis-Team. "Wir hatten sofort gemerkt, dass da etwas nicht stimmt", berichtete sie, denn das Telefon blieb ab Dienstagmittag verdächtig ruhig.
Kabel Deutschland teilte mit, dass am Donnerstagmorgen der Empfang wieder vollständig hergestellt wurde. Bei der Telekom dauerte es
nach eigenen Angaben bis Freitagmorgen 8 Uhr bis der zweite Schaden behoben war. Neben den Unannehmlichkeiten müssen die Rodenberger wohl auch auf ihren Mehrkosten für beispielsweise Handynutzung sitzen bleiben. Denn generell sehen die Allgemeinen Geschäftsbedingungen der Anbieter keine hundertprozentige Verfügbarkeit vor, weiß Kathrin Körber von der Verbraucherzentrale Niedersachsen. "Kurzfristige Netzausfälle muss man hinnehmen. Sollte es jedoch längerfristig sein, zum Beispiel eine Woche lang, oder regelmäßig auftreten, kann man sich als Verbraucher schon überlegen, ob man Schadensersatzansprüche geltend macht", so die Expertin. Unternehmer müssen sich in der Regel direkt mit ihrem Anbieter in Verbindung setzen, um Umsatzausfälle geltend zu machen, damit zum Frust nicht auch noch der finanzielle Schaden bleibt.
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