RODENBERG (al). Mehr als 160 Jahre nach ihrer Entstehung erhält das Wahrzeichen der Stadt Rodenberg ein völlig neues Innenleben. Seit gut vier Wochen wird fast das gesamte Balkenfachwerk der Windmühle ausgetauscht. Für die mächtige Konstruktion aus Stielen und Pfetten in drei Ebenen ist nicht nur Muskelkraft gefragt: Ein mobiler Kran erleichtert den Transport in die oberen Geschosse des Erdholländers. Für Heinrich Krone ist die Präsenz der Handwerker wie eine späte Genugtuung. Zwar hat die Familie das Gebäude schon vor jetzt sechs Jahren verkauft; doch sein Herz hängt immer noch sehr an der geschichtsträchtigen Mahlstätte. Von 1850 bis 1916 sei sie in Betrieb gewesen, um danach ein eher einsames Dasein zu fristen.
Vor jetzt rund 35 Jahren besannen sich jedoch die Einwohner des Wahrzeichens. Lange kümmerte sich ein eigens gegründeter Verein um den Erhalt. Aber eigentlich sei es mangels vorhandener Mittel doch "immer nur Flickwerk" gewesen, wissen Insider. Das änderte sich erst in jüngster Vergangenheit. Im laufenden Haushaltsjahr stellte die Stadt 23.000 Euro zur Verfügung; weitere 20.000 Euro wurden aus der Bingo-Umweltstiftung bewilligt. Und für ebenfalls 20.000 Euro aus "Leader-Mitteln" der Europäischen Union hatten sich Samtgemeindebürgermeister Uwe Heilmann und die Vorsitzende der "Museumslandschaft Amt Rodenberg", Bettina Schwarz, stark gemacht. Eine ganz wichtige Maßnahme zum Erhalt der Mühle liegt jedoch schon eine Weile zurück: Das Erdreich rund um den Gebäudesockel war abgetragen worden, so dass keine Feuchtigkeit mehr eindringen konnte.
Auch die Fenster erhielten hölzerne Konstruktionen zur besseren Durchlüftung: "Das hat der Mühle schon sehr gut getan", glaubt Krone.
Unterdessen tragen Vorarbeiter Klaus Grimpe und Geselle Dieter Bayer von der örtlichen Zimmerei Weikert wieder einen der mächtigen Balken ins Gebäude. Gut und gerne 250 Kilogramm wiegt der 2,80 Meter lange Klotz, der einen Teil der Deckenkonstruktion tragen wird. Zwar wollen die Fachleute so viel wie möglich vom historischen Holz erhalten. Aber etliche Teile und insbesondere die Balkenköpfe sind durch die langjährige Feuchtigkeit vergammelt. Weil neben dem Eingangsbereich zumindest das erste Geschoss wieder für Besichtigungen geöffnet werden soll, muss die nötige Sicherheit gewährleistet sein. Ob Besucher eines Tages auch ins zweite Stockwerk steigen dürfen, ist bislang noch offen. Die Rodenberger werden sich nach den Plänen des Vorstands der "Museumslandschaft" spätestens im kommenden Jahr auf regelmäßige Öffnungszeiten und eine Dauerausstellung über die lokale Mühlengeschichte sowie über Getreideernte und –verarbeitung freuen können. Und wenn im September 2014 der nächste "Tag des offenen Denkmals" im Bereich der Samtgemeinde Rodenberg abgehalten wird, dürfte spätestens dann die Windmühle auch für Gäste aus dem übrigen Schaumburger Land zum Magnet werden.
Foto: al