LANDKREIS (nb). Ein Denkmal zu besitzen ist kein Unglück. Zumindest, seit es im Landkreis Menschen gibt, die Eigentümern eines solchen mit Rat und Tat zur Seite stehen. Namentlich sind das die beiden Diplom-Ingenieure Manfred Röver und Volker Wehmeyer, die nun für vier weitere Jahre zu ehrenamtlichen Beauftragten der Bau- und Kunstdenkmalpflege wiederbestellt worden sind. Für die Denkmalpflege engagieren sich beide als "gute Kollegen" jedoch sehr viel länger, als die zurückliegenden zwölf offiziellen Jahre. Zur Übergabe ihrer neuen "Dienst"-Ausweise im Kreishaus ließen sie gemeinsam mit Landrat Jörg Farr vergangener Zeiten Revue passieren und blickten auf die Anfänge ihrer Arbeit zurück.
"Anfangs wurde das noch belächelt", erinnerte sich Röver, der seit 25 Jahren für die IG Bauernhaus tätig ist und seit dieser Zeit Besitzer alter Gebäude in allen Fragen beraten hat. Insbesondere die Auseinandersetzung mit den zuständigen Behörden sei früher oft problematisch für Besitzer gewesen, doch habe Röver durch Fachwissen und Vermitteln einige Konflikte entschärfen können. Obgleich sich seine Sachkenntnis so Jahr für Jahr herumsprach, habe sich die Wahrnehmung seiner Tätigkeit vor allem seit seiner offiziellen Bestellung geändert. "Mit dem Ausweis wurde alles viel positiver betrachtet", sagte auch Wehmeyer.
Im Landkreis sei er zuvor schon genauso unterwegs gewesen und selten als "Spinner" abgetan. Schließlich habe sich die Ausübung seitens des Landkreises geändert und mit den zusätzlichen Kompetenzen wurde die Zusammenarbeit mit der Verwaltung intensiviert. Kritische Augenblicke habe es in seiner Tätigkeitszeit nur wenige gegeben. "Alle ziehen am gleichen Strick." So hätten bereits mehrere Projekte gerettet werden können.
Ob eine zum Abriss vorgesehene Scheune in Helpsen, das Gut "von Münchhausen" oder das Rittergut Remeringhausen, das Lauenhäger Bauernhaus, "Hülshagen 1" oder das heutige Dorfgemeinschaftszentrum "Hof Gümmer" in Lindhorst - die Bandbreite von Röver und Wehmeyer ist groß. Laut Farr gehe es oftmals dabei auch um die Nachnutzung der restaurierten Objekte. Neues Leben werde in die Dörfer gesetzt, das es in der Form vorher nicht gegeben habe, und so ein neuer Kristallisationspunkt geschaffen. Das Denken habe sich laut Wehmeyer heute bereits gewandelt. Röver betonte, wie wichtig es sei, das Bewusstsein für diese Bauten zu verändern und die Schwellenangst zu nehmen. "Früher dachten die Leute, ein Denkmal zu haben ist was ganz Schlimmes."
Wöchentliche Beratungs- und Besichtigungsangebote für Besitzer in Kombination mit gestiegenem Pragmatismus seitens der Behörden tragen dazu bei, den Schrecken heute klein zu halten. Ebenso wie Franziska Böger, Mitarbeiterin der Unteren Denkmalschutzbehörde, von der Wehmeyer als "freundliches Gesicht der Denkmalpflege" nur Positives zu berichten wusste. Böger wiederum lobte das "beispiellose Fachwissen", dass sich durch das aufgebaute Netzwerk ergibt und für andere Landkreise beispielhaft sein könne. Gleiches gilt laut Wehmeyer für das Finanzielle. Schaumburg fördere als einziger Kreis in Niedersachsen Denkmalschutz-Projekte und schafft damit die Voraussetzung für eine Co-Finanzierung des Landes. Für Farr Teil einer "aktiven Wirtschaftsförderung", die über Aufträge zum Erhalt mittelständischer Arbeitsplätze beitrage. "Das ist ein ziemlicher Brocken für unser Handwerker und die Aufträge bleiben größtenteils vor Ort", so Kreis-Baudezernent Fritz Klebe. In den vergangenen zwölf Jahren seien so zehn Millionen Euro für Bauprojekte in die Denkmalpflege geflossen. Eines der derzeit laufenden Projekte sind die Sanierung des Kurtheaters und des Kursaals in Bad Eilsen. Näheres wird in der nächsten Sitzung der Lokalen Aktionsgruppe für das "Leader-Programm" entschieden.Foto: nb