Wird der Bürgerwille, wie er in der vom Gemeinderat auf den Weg gebrachten Bürgerbefragung zum Ausdruck gekommen ist, von der Politik tatsächlich angemessen berücksichtigt, haben sich etliche Lindhorster Bürger gefragt. Mit dem Mittel der Satire wollten sie ihre Sorgen, aber auch ihre Kritik am Vorgehen der Volksvertreter im Rat zum Ausdruck bringen und erklärten kurzerhand den Marktplatz zum "Platz des Bürgerwillens".
Die Bürgerbefragung Anfang Juli hatte gezeigt, dass die im Gemeinderat aufseiten von SPD und CDU vorgebrachten Vorschläge zur Neugestaltung des Marktplatzes bei den Bürgern auf Widerspruch stießen. Eine deutliche Mehrheit sprach sich dafür aus, alles beim Alten zu belassen. Für diesen als Variante eins bezeichneten Vorschlag plädierten 463 Bürgerinnen und Bürger. Damit stimmte sowohl für die von der SPD favorisierte Variante zwei, als auch für die von der CDU favorisierte Variante drei jeweils eine Minderheit. Immerhin 31,3 Prozent der Wahlberechtigten gaben ihre Stimme ab. Dieses Votum fand jetzt nach dem Willen einiger Lindhorster Bürger seine "Würdigung" durch das Aufstellen des Hinweisschildes. Die mit der Hand aufgebrachte Schrift soll auf die notwendigen Sparbemühungen der Gemeinde Lindhorst hinweisen, die von den an der Aktion beteiligten Bürgern in Anbetracht der hohen Verschuldung als dringend notwendig erachtet werden. Der "Platz des Bürgerwillens" wurde mit bunten Befestigungsbändern angebracht. Die Farben rot und schwarz als übliche Bezeichnung für die Parteien SPD und CDU fehlen nach Auskunft der Initiatoren bewusst darin. Warum das? "Die Farbenvielfalt soll den Bürgerwillen symbolisieren, der in der Befragung zum Ausdruck kam", so Cord Busche, einer der Initiatoren.
Diese hätten sich gewünscht, dass die Mehrheitsfraktion im Gemeinderat, die SPD, sehr viel früher den Dialog mit den Bürgern gesucht hätte. "Es ist gut, dass die SPD eingelenkt hat und eine historische Bürgerbefragung initiiert hat", meint Andreas Kobel. Allerdings sei dies nicht aus tiefer innerer Überzeugung geschehen. Für ihn wären Info-Veranstaltungen und persönliche Gespräche im Vorfeld sinnstiftend und zielführend gewesen. Gerhard Werz verweist mit Blick auf das Schild darauf, dass Bürgervertreter in den Rat gewählt worden sind, um die Bürger zu vertreten. Die Mandatsträger müssten das Ohr am Bürger haben. Bei der SPD sei dies aber nicht der Fall gewesen. Frank Krüger findet die Aktion gut. Die Bürger hätten mit ihrer Mehrheit und Willensbekundung etwas gebremst, was sinnlos gewesen wäre. "Warum Geld ausgeben, wenn die Kassen leer sind?", fragt sich Detlef Rehbein. Für Klaus Illmer steht fest: "Die Marktplatzumgestaltung war ein Prestigeobjekt". Jetzt werde kein Geld mehr rausgeschmissen. Geld sollte besser für dringendere Objekte wie die Sanierung von Straßen ausgegeben werden. Was wird aus dem "Platz des Bürgerwillens"? Werden die Initiatoren nach ihren Wünschen befragt, heißt es: "Vielleicht könnte ein Kompromiss gefunden werden?". Wie könnte der aussehen? Die Antwort liegt für die Bürger auf der Hand: "Marktplatz und ‚Platz des Bürgerwillens‘ werden miteinander verknüpft. Parteien und Bürger würden sich darin wiederfinden". Foto: bt