1. Memoiren bewegen das Publikum

    Lesung mit Charlotte Knobloch in "Alter Polizei" regt zum Nachdenken an

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    STADTHAGEN (bb). Charlotte Knobloch, ehemalige Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland, gab während einer Lesung im Kulturzentrum "Alte Polizei" einen bewegenden Einblick in ihre Biographie. Knobloch stellte aus ihren Memoiren "In Deutschland angekommen", vor allem Passagen aus ihrer Kindheit im Nationalsozialismus vor.

    "Nicht stehenbleiben, jemand könnte uns erkennen". Als Sechsjährige eilte Charlotte Knobloch während der Reichspogromnacht an der Hand ihres Vaters durch München. "Dreh dich nicht um Charlotte", mahnt der Vater, als es vorbei an den jüdische Bürger terrorisierenden SA-Abteilungen geht. Die Zuhörer im Saal der "Alten Polizei" erlebten mit, wie die Welt des kleinen Mädchens schon in jüngsten Jahren durch die Verfolgung der Nazis aus den Fugen gerät. Charlotte Knobloch überlebte den Holocaust auf dem Lande versteckt bei einer Bauernfamilie. Ein ehemaliges Dienstmädchen gab sie als ihr uneheliches Kind aus. In der anschließenden Diskussion nahm Knobloch Stellung auch zum Antisemitismus in der Gegenwart. Eine Zuhörerin hatte erklärt, dass sie die Erfahrung gemacht habe, dass antisemitische Vorstellungen heute unter muslimischen Einwanderern weit verbreitet seien. Knobloch bestätigte diese Einschätzung, gerade unter jungen Muslimen seien antisemitische Vorurteile weit verbreitet. Hier würden "Hinterhof-Moscheen" bei der Weitergabe solcher Ansichten eine unsägliche Rolle spielen. Entsprechend wichtig sei die Förderung eines muslimischen Religionsunterrichtes an den Schulen in deutscher Sprache und mit in Deutschland ausgebildeten Lehrern, so die Referentin.

    Zuvor hatte Knobloch darauf hingewiesen, dass der Kampf gegen Neonazis in Deutschland nicht entschlossen genug geführt werde.Foto: bb

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