1. Hilfe, die Rinder sind los!

    Ein tierisches Erlebnis, wie spektakulär das Leben auf dem Land doch sein kann

    Dieser Eintrag wird bereitgestellt durch Schaumburger Wochenblatt | Impressum

    REGION . Muh! Verwirrt linse ich über den Bildschirmrand meines Laptops und schaue flüchtig aus dem Fenster. Moment mal: Traben da gerade Rinder die Straße vor meinem Garten hoch? Wie von der Tarantel gestochen flitze ich nach nebenan und schnappe mir die Kamera. Durch das geöffnete Fenster, mit meiner fiependen und wohl die Welt nicht mehr verstehenden Hündin halb auf der Fensterbank knipse ich das tierische Spektakel. Mit dem Gedanken, dass die schwarz-weißen Viecher gerade ihre Weide wechseln, widme ich mich wieder meiner Arbeit.

    Keine fünf Minuten später: Ich lauere hinter der Hausecke und beobachte wie die vier Rinder von eben zwischen meinem Auto und dem der Mieterin marschieren. Meine Schwiegermutter in spe, aufgewachsen auf einem Bauernhof, treibt selbstsicher ein fünftes Rind aus dem angrenzenden Wald in Richtung unseres Hofes. Kurz vergesse ich zu atmen, erinnere mich dann aber wieder, warum ich hier überhaupt stehe: Bilder machen. Also werde ich mutig und schleiche mich an die Horde heran, wohl bedacht keine hektischen Bewegungen zu machen. Und ehe ich mich versehe, stehe ich gemeinsam mit den aus der Nähe immer größer werdenden Tieren eingesperrt im Innenhof. Vom Blöken direkt vor ihrer Wohnung angelockt, starrt unsere Mieterin aus dem Fenster – mit weit aufgerissenen Augen und die Hand vor den Mund geschlagen. Ich kann mir nur allzu gut vorstellen, was sie gerade denken mag.

    Fünf Rinder nehmen neugierig und trottelig wie sie sind die Blumen und Sträucher genauer unter die Nase, probieren auch mal, was da bei den Menschen so im Garten wächst, außerhalb der langweiligen Weide, und schrecken zurück, wenn der Kübel dann vor ihnen auf das Pflaster kracht. Die sind wirklich nicht die hellsten, denke ich gerade, als ein anderer Kandidat sich vor mir erleichtert...

    Die gute Nachricht: Der "Besitzer", ein Messenkämper Bauer, ist bereits auf dem Weg. Die schlechte: Auf seiner Weide im Walterbachtal grasen eigentlich acht Rinder. Als er endlich vorfährt, traben die Rinder sofort zum Tor und blöken mit langem Hals in freudiger Erwartung, ungefähr so wie sich meine Hündin schwanzwedelnd freut, wenn ich nach vier Stunden wieder nach Hause komme. Mit Stock und Hut zieht der Bauer los, die Rinder folgen ihm wie Schafe – zwischen den parkenden Autos hindurch auf den Feldweg zurück gen Heimat. Und wenn sie Glück haben, treffen sie auf das noch fehlende Ausreißer-Trio und können es sogleich mit einsammeln. Weiter so laut zu blöken hilft da sicherlich als Lockruf.

    Die Telefonnummer des Bauern war bei uns übrigens bereits gespeichert, fragte er uns doch erst im vergangenen Sommer: "Habt ihr hier zufällig meine Rinder laufen sehen?" Damals mussten wir bedauerlicherweise verneinen, dieses Mal haben wir sie einfach schon mal zusammen getrieben. Na dann: bis zum nächsten Jahr. Muh! von Jana Lamprecht

    Foto: jl

  2. Kommentare

    Bitte melden Sie sich an