1. Martin Luther ist kein Vorbild für Toleranz

    EKD-Ratsvorsitzender Dr. Nikolaus Schneider spricht über "Reformation und Toleranz"/ Lernvorgang nicht abgeschlossen

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    BÜCKEBURG (hb/m). "Die christliche Kirche hat eine lange und schuldhafte Geschichte der Intoleranz hinter sich", sagte Dr. h.c. Nikolaus Schneider zu Beginn seines Vortrags anlässlich des dritten Jahresempfangs der Evangelischen-Lutherischen Landeskirche Schaumburg-Lippe. Die Lerngeschichte der christlichen Kirchen in Sachen Toleranz sei nicht abgeschlossen.

    Toleranz, so der EKD-Ratsvorsitzende, sei von Beliebigkeit und einem gleichgültigen Gewähren-lassen zu unterscheiden. "Toleranz ist anstrengend und tut zuweilen weh". Am Anfang habe die Autorität einer Minderheit die Erlaubnis gegeben, ihren als "abweichend" gekennzeichneten Überzeugungen gemäß zu leben, solange die Vorherrschaft der Autorität nicht in Frage gestellt wird ("Duldungs-Toleranz"). Das Ringen, die Duldungs-Toleranz zu überwinden können man, so Schneider, zurzeit bei der rechtlichen Gleichstellung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften mit der traditionellen Ehe erleben.

    Für Nikolaus Schneider sind die Wurzeln einer heute notwendigen Respekt-Toleranz, die zu einem friedfertigen Miteinander in unserer Gesellschaft führen können: ein selbstbewusstes Vertrauen in eigene Glaubensüberzeugungen, Demut gegenüber den eigenen Wahrheitserkenntnissen und Achtung gegenüber den Überzeugungen und Erkenntnissen anderer.

    Martin Luther sei in den Zeiten des Umbruchs nicht als Verfechter von Toleranz, sondern als "Eiferer" bekannt geworden. Sowohl seine Schriften gegen die Juden als auch seine Haltung zur Verfolgung der Täuferbewegung und zu Hexenverbrennungen würden heute zu Recht als Belege einer Todbringenden Intoleranz und als "dunkle Schatten" der Reformation erkannt.

    Gerade im ökumenischen Dialog werde, so Schneider, die Lerngeschichte und die Entwicklung unseres Toleranzverständnisses deutlich.

    "Die Zeiten grausamer Religionskriege liegen lange hinter uns."

    Der Ratsvorsitzende der EKD stellte deutlich fest, dass es Toleranz gegenüber menschenfeindlichen Ideologien nicht geben kann.

    "Mit dem Bekenntnis zum christlichen Glauben sind Rassismus und Antisemitismus unvereinbar." Foto: hb/m

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