SACHSENHAGEN (nb). Anfassen macht aggressiv und manchmal ist es besser über den eigenen Schatten zu springen. Denn noch sind sie die "Großen", doch bald werden sie die Kleinsten sein. Um die jetzigen vierten Klassen für den anstehenden Schulwechsel fit zu machen, bietet ihnen die Gerda-Philippsohn-Grundschule einen besonderen Unterrichtstag. In einem Selbstbehauptungskurs konnten die 4a und 4b je einen Vormittag lernen, wie sie sich am besten in ihrem neuen Umfeld verhalten, worauf es im Umgang mit anderen ankommt und wie sie Zwistigkeiten besser begegnen können. Beauftragt hatte die Schule das Institut für Gewaltprävention, Selbstbehauptung und Konflikttraining (IGSK), das bereits im letzten Jahr die Viertklässler vorbereitet hatte. "Wir finden diese Präventionsarbeit ganz wichtig", so Klassenlehrerin Gudrun Westerkowsky. Trainerin Cordula Volkening ging mit den Schülern nicht nur die Grundregeln eines funktionierenden Miteinanders durch, sie versuchte auch, den Kindern Verhaltenstipps mit auf den Weg zu geben, unter deren Beachtung sie sich besser in ihr neues Umfeld eingliedern können. Sich nicht zum Opfer machen, mit Mut zur eigenen Entscheidung zu stehen und sich seine Meinung zu vertreten ist dabei ein klares Anliegen für alle Lebensbereiche. Üben konnten die Kinder das über Bewegungsspiele. In Rollenspiel-Einheiten analysierte sie darüber hinaus mit den Schülern das beste Verhalten in Gefahrensituationen, etwa durch einen zudringlichen Erwachsenen, aber auch bei Konflikten mit Mitschülern, wie sie in und um eine Schule an der Tagesordnung sind. Besonderes Verständnis erzeugt sie dabei, indem Schüler sozusagen am eigenen Leib erfahren, wie sich eine Geste oder ein Verhalten anfühlt und was die Körpersprache anderen verrät. Über Beispiele und gezielte Nachfragen wird die Situation für Schüler greifbar gemacht, der Lerneffekt entsteht durch das eigene Erleben. Volkening agiert mit den ihr anvertrauten "Azubis" auf Augenhöhe, fordert dafür Respekt ein, bleibt hier und da hartnäckig und sagt klar, wenn sie etwas stört. Dafür lobt sie aber auch vorbehaltlos, wenn etwas sehr gut war. Ein wichtiger Teil, den laut Volkening viele Erziehende außer Acht ließen. Schließlich könne kein Kind ein Selbstwertgefühl entwickeln, wenn es schon Zuhause keine Wertschätzung erfährt. Das Wichtigste sei, ein Kind so anzunehmen, wie es ist, ob schüchtern oder als Draufgänger. Auch den Kindern gibt sie eine Botschaft mit auf den Weg: "Ihr dürft ruhig schüchtern sein, aber zeigt es nicht." Sagen sollen sie hingegen, wenn es ihnen schlecht geht. Nur dann können sie auch Hilfe und Rücksicht anderer erwarten. Medienkompetenz gehörte ebenso in das Gesamtpaket Selbstbehauptung, denn oft fehlt den Schülern auch das Bewusstsein für das, was sie im Netz tun. Völkening sprach mit den Schülern über die Gefahren sozialer Netzwerke und wie sie am besten reagieren, wenn ein Umbekannter sie dort anschreibt oder sich gar mit ihnen treffen will. Für böse Menschen in der realen wie virtuellen Welt gilt: Niemand kann sie vorher als solche erkennen. Das Seminar war für die Schüler kostenfrei, der Förderverein der Schule hat die Finanzierung vollständig übernommen. Die Kinder können den Schulwechsel nun etwas entspannter auf sich zukommen lassen. Mehr zum Angebot des IGSK unter www.i-gsk.de.
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