STADTHAGEN (jl). Hoch zu Ross trabt die holde Maid über den Burgvorplatz, ein tapferer Ritter mit Schwert und Schild kreuzt ihren Weg: Ja, es grüßt wahrhaftig das Mittelalter. Unter diesem Motto haben die städtische Kindertagesstätte Wendthagen und der heilpädagogische Naturkindergarten "Am Räuberwald", eine Einrichtung der Paritätischen Lebenshilfe Schaumburg-Weserbergland (PLSW), ihr kooperatives Sommerfest gefeiert.
Knapp 100 Kinder meldeten sich zu dem Spektakel an. Die meisten von ihnen schlüpften wie ihre Erzieher in altertümliche Gewände und sorgten neben der passenden Dekoration auf dem Außengelände für den Mittelalter-Zeitgeist. Fern ab von elektronischem Know-how waren es die ganz einfachen Dingen, die die kleinen Ritter und Burgfrauen, zwischen einem Jahr und sechs Jahren jung, faszinierten: deftige Speisen wie Stockbrot und gefülltes Fladenbrot, alkoholfreier Honigwein, Lanzenstechen, Sackhüpfen mit anschließendem Dosenwerfen, eine Schatzsuche nach Edelsteinen, das Anfertigen von Schmuck und Jutesäckchen sowie Weben und Trommeln. Während es beim "Pferderennen" in Schubkarren in waghalsiger Schräglage um einen Stock herum ging, trabten wenige Meter weiter zwei echte Gäule vom benachbarten Bauernhof Geißner. Hoch zu Ross und im rosa Gewand lächelte auch die vierjährige Finja dem "Volk" zu ihren Füßen zu. Am liebsten hätte sie noch mehrere Runden gedreht, wie sie verriet. Dafür hätte sie sich allerdings wieder ganz hinten in die Schlange einreihen müssen. "Nein, das dauert ja viel zu lange." Also schnell auf zum verzauberten Fußballtor auf dem Bolzplatz, das die Tür zur mystischen Welt öffnete. Eine Märchen-Fee erzählte von stinkenden "Pferdeäpfeln", die sich in Goldmünzen verwandeln, von einem Drachen, dessen Feueratem Wiesen und Felder vernichtet, und von einem Riesen namens "Wölfel", der so stark ist wie ein Baum.
Das Sommerfest, das bereits zum zweiten Mal stattfand, symbolisiere nicht nur die Inklusionsarbeit für Kinder mit und ohne Handicap, sondern stehe vor allem auch für die gute Kooperation zwischen dem heilpädagogischen Kindergarten und der städtischen Kindertagesstätte, betonte PLSW-Einrichtungsleiterin Kerstin Seidelt. Wie Susanne Müller, Leiterin der städtischen Kita, ergänzte, gehe es dabei vor allem um den gemeinsamen Spaß und das Kennenlernen "in einem anderen Rahmen und nicht nur zwischen Tür und Angel". Und das ist den beiden Einrichtungen auf ganzer Linie geglückt, im Mittelalter-Zeitgeist mit holden Maids und tapferen Rittern. Foto: jl
