NIENSTÄDT (jl). Zwiebeldämpfe schwebem einem in der Grundschule Nienstädt entgegen. In der Küche wuseln 25 kleine Köche durcheinander, in der hinteren Kochnische stehen die "Übeltäter" – mit tränenden und geröteten Augen. Hannes und sein Klassenkamerad Ben dünsten gerade Zwiebeln in einem riesigen Kochtopf für ein Reisragout an. "Das brennt immer noch", sagt Hannes und reibt sich die Lider. Tapfer füllt er den Topf weiter mit Zwiebeln – er ist eben ein kleiner Profi. "Mit fünf Jahren habe ich zu Hause kochen gelernt", verrät der Neunjährige. Drei Jahre später habe er ganz allein seinen ersten Barsch zubereitet. Koch möchte er später aber nicht werden. Eher Bauer oder Angler.
Unter Anleitung der Stadthäger Landfrauen Renate Schneider und Sandra Schröder bereiten sich die Grundschüler der Klasse 4d ein gesundes Mittagessen aus Getreideprodukten zu. Nach einer theoretischen Einführung unter anderem in die Getreidearten, Aussaat und Ernte geht es ans Eingemachte: Sie würfeln Tomaten und Gurken für den Salat, schneiden Zwiebeln und schälen Möhren für das Reisragout mit Sahne, rollen den Teig für die Brötchenspeise Münchhausener Kanonenkugeln aus, verrühren Haferflocken mit Honig und Nüssen für selbst gemachte "Lollypops"-Knusperriegel. Dabei lernen die Kinder auch, die Küche im Anschluss aufzuräumen und zu putzen.
Seit 2006 ist das Projekt im Schulprogramm verankert. Am Ende der vierten Klasse sollen die Kinder die "Notwendigkeit der Gesunderhaltung des Körpers erkennen" können, wie Rektor Helmut Quander aus dem Curriculum zitiert. Oft bleibe in den Familien wenig Zeit über eine gesunde Ernährung zu sprechen und diese auch anzubieten, weil beispielsweise beide Elternteile berufstätig sind. Hier setzt das Projekt an, indem es warme Mahlzeiten und Salate regelmäßig in verschiedenen Blöcken – Getreide, Milch, Kartoffeln und Gemüse – thematisiert. Foto: jl