PROBSTHAGEN (nb). Die wahren Schätze liegen oft dort, wo sie kaum jemand vermutet. Schon gar nicht, wenn sie sich in der Nachbarschaft oder nur wenige Schritte vom eigenen Grundstück entfernt befinden. Um gerade den Bewohnern wieder die Augen zu öffnen, was in ihrem Ort im Verborgenen schlummert und sich zu entdecken lohnt, ist ein weiterer "Historischer Ortsspaziergang" entstanden. Ortsvorsteherin Ursula Schweer stellte zusammen mit Pädagoge und Fotograf Sven-Olav Benkhardt das druckfrische Poster mit historisch relevanten Gebäuden, Bauten und Plätzen in Probsthagen vor.
Optisch reizvoll sind die "Sehenswürdigkeiten" darauf in Szene gesetzt. "Gezeigt werden viele Dinge, die man sonst nicht wahrnimmt oder deren Bedeutung man nicht kennt", so Schweer. Etwa eines der alten Trafo-"Häuschen", die früher die Stromversorgung mittels Überlandleitungen sicherten und trotz ihrer architektonischen Besonderheit immer mehr von der Bildfläche verschwinden. Ebenso wird auf die alte Bahntrasse, die verbliebene Flachsteinbrücke, alte Eichenkämpe oder die noch von 1700 erhaltene Substanz eines alten Fachwerkbaus aufmerksam gemacht. Eine der dargestellten Durchfahrtsscheunen birgt neben einigen augenscheinlichen Besonderheiten in ihrem Inneren jedoch einen weiteren Schatz: Reich mit Ornamenten verzierte, leuchtend blau bemalte Holzsäulen, die vermutlich einmal Teil des Stalles waren und zwar traditionell, aber laut Benkhardt nirgendwo mehr erhalten sind. Höchstens in Weiß, in Hagenburg sei Grün verbreitet gewesen.
"Das Blau ist also entweder eine Ausnahme oder breitflächig verschwunden." Ebenso gilt der runde Kirchplatz rund um die 773 erbaute Kirche als Besonderheit. Das Beiblatt mit Erklärungen geht näher auf die historischen Hintergründe ein und gibt einen kleinen Überblick über die Ortsgeschichte, an deren Anfang die Gründung eines Zisterzienser-Klosters stand. Benkhardt hatte als "Spurensucher" unter der Leitung des verantwortlichen Koordinators Karl-Heinz Oelkers mit den ersten Recherchen und Fotos bereits im März vergangenen Jahres begonnen. "Hinterher habe ich den Ort noch einmal ganz anders wahrgenommen", so sein Fazit. Bei seinen zahlreichen Besuchen hat er den Ort besser kennengelernt als manche Einwohner. Sein "Blick von außen" kann sicherlich auch ihnen wieder für einige Besonderheiten öffnen. Seit die Schaumburger Landschaft das Projekt "Spurensuche" ins Leben gerufen hat, sind bislang bereits um die 30 Plakate herausgegeben worden. Neben der Klosterkammer Hannover hat sich auch die Stadt Stadthagen im Zuge der Tourismusförderung an den Kosten für die Herstellung beteiligt. Ein guter Querschnitt durch das, was ein Ort zu bieten hat, findet Schweer. 150 Poster von Probsthagen sind gedruckt worden. Wer ein Exemplar erwerben möchte, erhält es im "i-Punkt" am Stadthäger Marktplatz und bei Ursula Schweer, Lüdersfelder Straße 4 in Probsthagen, gegen eine Gebühr von 4,50 Euro. "Das ist nicht nur für die Bewohner interessant, sondern auch als schönes Mitbringsel wunderbar geeignet", so die Ortsvorsteherin. Alle, die Lust bekommen, sich einen Teil dieser "Kleinode" selbst einmal anzusehen, sollten sich Sonnabend, den 13. Juli vormerken. Der Arbeitskreis Dorferneuerung stellt unter Führung von Benkhardt dann in einem Rundgang eine Auswahl der abgebildeten Objekte vor. Treffpunkt ist das Dorfgemeinschaftshaus um 14 Uhr. Anschließend wird erneut "Die längste Kuchentafel" aufgestellt. Mehr zum Projekt auf www.schaumburgerlandschaft.de unter dem Reiter "Spurensuche".Foto: nb
