1. Gibt es einen Ausweg aus dem Tripple "AAA"?

    Arbeitsplatzabnahme, Attraktivitätsverlust und Abwanderung füt das Weserbergland prognostiziert LANDKREIS (ste). Der "2. Business Talk" zu Arbeit und Wirtschaft von DEWEZET, Weserbergland AG und Agentur für Arbeit Hameln zeichnete in den Räumen der Firma "Polyform" in Rinteln durch den Impulsvortrag von Dr. Martin Wrobel vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung ein düsteres Bild an den Himmel des Weserberglandes. Steuert man nicht erfolgreich den von Dr. Wrobel plakativ an die Wand geworfenen Szenarien entgegen, dann droht dem Weserbergland das "Tripple AAA": "Arbeitsplatzabnahme, Attraktivitätsverlust und Abwanderung!" Das stellte Moderator Frank Werner fest, der auch die Frage in den Raum stellte: "Ist das Weserbergland das neue Wendland?" Eingeladen hatten zu dem "Business Talk" unter anderem die Leiterin der Agentur für Arbeit Hameln, Ursula Rose, die Hausherr Christian Engel von "Polyform" für die Bereitstellung der schönen Räumlichkeiten dankte. Die jungen Leute laufen wegKlar ist, dem Arbeitsmarkt laufen in unserer Region die jungen Menschen weg. Eine Abwanderung zur Arbeit in Richtung Hannover, Bielefeld und Hameln ist erkennbar. Gleichzeitig geht die Erwerbspersonenentwicklung in den nächsten Jahren dramatisch zurück. Bis 2031 prognostizierte Dr. Wrobel Schaumburg eine Quote von 72,5 Prozent (des jetzigen Status Quo) und das bedeutet: "Sie liegen schlechter als Ostdeutschland!" Die Lücke zwischen den Erwerbstätigen und den Nachwuchskräften wird immer größer, die Arbeitskräftenachfrage wird demnach deutlich steigen. Die Zahlen, die Dr. Wrobel vorlegte, ließen die Vertreter aus Wirtschaft, Politik und Verwaltung aufhorchen. Der Wissenschaftler ließ allerdings nicht nur die Zahlen sprechen, sondern versuchte auch theoretische Lösungsansätze zu bieten. So stellte er sich der Frage, wie man Arbeitskräfte in der Region halten könne. Ansätze dafür sind unter anderem in günstigen Mieten und niedrigen Erwerbskosten für Eigenheime gegeben, im Lohnniveau, mit dem man die Attraktivität der Wirtschaftsunternehmen der Region steuern könne, in einem lebenswerten Umfeld mit Kinderbetreuung, Freizeitmöglichkeiten und guten Infrastrukturen und beispielsweise mit Sonderprogrammen: "Da könnte ich mir vorstellen, dass man einer Fachkraft auch gleich einen Job für den Ehepartner anbietet!"Lockangebote für die RegionUnternehmen könne man seitens der politischen Entscheidungsträger und der Verwaltungen mit günstigen Gewerbeflächen, niedrigen Gewerbesteuerhebesätzen, einer guten Verkehrsinfrastruktur und einer gezielten Wirtschaftsförderung locken. Auch müsse das Image der Region gut sein: "Es ist unattraktiv, wenn Unternehmen der Meinung sind, dass eine Region den Bach runter gehe; dort investiert man nicht gern!" In einer dem Impulsvortrag anschließenden Podiumsdiskussion stellten sich Hamelns Kreisrätin Petra Broistedt, Dirk Quest, Geschäftsführer des Hallen- und Maschinenbauers E.L.F. aus Holzminden, Thilo Jahn als Gewerkschaftssekretär der IG Metall Alfeld-Hildesheim und Dr. Martin Wrobel den Fragen von Moderator Frank Werner. Quest, der die Ansiedlung seines Unternehmens bewusst in Holzminden und somit dicht an den notwendigen Fachkräften für den Stahl- und Maschinenbau sieht, muss noch keine "Headhunter" auf Tour durch Deutschland schicken, um Fachkräfte zu bekommen: "Die Luft wird aber dünner", so Quest, der die Verkehrsinfrastruktur in Holzminden als einen klaren Standortnachteil sieht: "Der Ausbau der A 39 wäre wünschenswert, ist aber weit entfernte Zukunftsmusik!"

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    Zu geringe Ausbildungszahlen

    Thilo Jahn sieht ein Problem in den zu geringen Ausbildungszahlen in den Betrieben: "Ich vermisse bei vielen Unternehmen eine langfristige Personalplanung!"

    Für Petra Broistedt gibt es jetzt bereits Probleme, genügend Fachkräfte für die Kinder- und Altenbetreuung zu bekommen. An der Steigerung der Attraktivität der Region, so Broistedt, werde erfolgreich gearbeitet: "Wir sind auf einem guten Weg!"

    Einen kleine Eklat gab es noch, als Schaumburgs Landrat Jörg Farr meinte, dass man in der Wirtschaftsförderung bereits Erfolge vorweisen könne. Für den DGB-Regionssekretär Volker Eggers Grund genug, Klartext zu reden: "Da könnte ich kotzen!" Farr stelle Erfolgsbilanzen heraus, wo es gar keine gäbe.

    Bleibt als Fazit festzustellen, dass es im Arbeitsamtsbezirk Hameln noch einiges an Arbeit zu leisten gibt, bevor die Zeichen auf Entwarnung stehen. Damit das Weserbergland eben nicht zum zweiten Zonenrandgebiet "Wendland" wird.Foto: ste

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