RINTELN (ste). Der "Rote Hahn anno 1757" war es wohl, der den Grundstein für die Gründung einer Freiwilligen Feuerwehr in Rinteln im Jahr 1863 legte. Der Brand raffte nicht nur das Haus von Meister Hohmeyer, dem Schreiner, weg, sondern brannte sich auch tief in das Gedächtnis der Betroffenen ein. Waren es doch "...90 von Hundert" der damaligen Bürger-Pflichtfeuerwehrleute, die nur abschätzten, ob ihr eigenes Hab und Gut durch das Feuer gefährdet war und sich ansonsten vornehm zurückhielten bei den Löscharbeiten mit Ledereimer und Leitern. Außerdem hatten die damaligen "Feuerverordneten" immer wieder mit "Daheimbleibern" zu tun; vorwiegend Kaufleuten.
1863 waren es dann die Turner, die die Turner-Feuerwehr gründeten. Daraus wurde die "Freiwillige Feuerwehr" von heute, der es damals noch an der Unterstützung durch die Stadt mangelte; nur die Hessische Brandkasse, die damals die Feuerversicherungen im Schaumburger Land trug, fand sich zu Beiträgen bereit.
Erste 30 Jahre später trennten sich Turnerschaft und Feuerwehr. Eine zwischenzeitlich gegründete "Konkurrenz-Feuerwehr" wurde wieder aufgelöst. Und mittlerweile hatte auch der Magistrat die Schlagkraft der Wehr erkannt und forderte eine Vergrößerung auf 80 bis 120 Mann. Man stellte fest, dass die "Freiwilligen" deutlich schlagkräftiger waren als die "Verpflichteten" und daher ging 1902 der Feuerschutz der Stadt ganz an die Freiwillige Feuerwehr über.
Im Juni 1914 feierte Rinteln ein großes Heimatfest aus Anlass des 100. Geburtstages Dingelstedts, zeitgleich feierte die Feuerwehr ihren 50. Geburtstag kurz vor Ausbruch des Ersten Weltkrieges. 1928 wurde die erste Motorspritze in mit großem Erfolg in Dienst gestellt. Bei großen Bränden konnten die Feuerwehrleute noch effektiver löschen.
Im Mai 1930 zeigten dann mehrere Rintelner Ortswehren in einer großen Übung ihre Schlagkraft. Aus vielen Stahlrohren stiegen dicke Wasserstrahlen auf: "Höher, als jemals unter dem Druck vieler Männerarme, die mühsam die Handspritzen bedient hatten!"
Im Dritten Reich wurde die Feuerwehr zugleich Hilfspolizei und immer öfter musste die Turmwache auf St. Nikolai Explosionen und Brandröte am Nachthimmel sehen. Nach dem Zweiten Weltkrieg wird die Wehr von der Militärregierung "entnazifiziert" und 1946 mit der Aufgabe des Krankentransportwesen betraut. Im Jahre 1963 feierte die Feuerwehr Rinteln unter großer Anteilnahme der Bevölkerung ihr 100-jähriges Bestehen. Mit der Gemeindereform 1974 änderte sich für die Feuerwehr Rinteln auch strukturell einiges. Die Leiter der Feuerwehren hießen jetzt Ortsbrandmeister, es gab einen Stadtbrandmeister, dem alle 18 Ortsfeuerwehren unterstellt waren.
Die Anforderungen an die Wehren stiegen weiter über die Brände hinaus auf Hochwassereinsätze und technische Herausforderungen wie beispielsweise bei Unfällen.
Ortsbrandmeister Helmut Blaue setzte sich 1992 gegen Widerstand aus den eigenen Reihen mit der Gründung einer Jugendfeuerwehr durch. Auch die Frage der Aussiedlung der Feuerwehr aus der Altstadt zum heutigen Standort Seetor gestaltete sich schwierig. Und immer wieder wurde auch um neue Fahrzeuge hart gerungen. Heute ist die Freiwillige Feuerwehr in Rinteln gut aufgestellt. Davon können sich Interessenten bei einem "Tag der offenen Tür" am Feuerwehrhaus am Samstag, 1. Juni, überzeugen. Besonders erfreulich für den heutigen Ortsbrandmeister Thomas Blaue ist es, dass sich 2002 unter Leitung von Klaus Diebietz das Blasorchester der Feuerwehr Rinteln reaktiviert werden konnte. Der Demographische Wandel und der Rückgang der Geburten trifft auch die freiwilligen Feuerwehren, daher entschied sich die Wehr 2007 zur Gründung einer Kinderfeuerwehr und auch technisch befindet sich die Wehr in einem ständigen Aufrüstungsprozess. Die Wehr stellt sich, zum Teil in Verbund mit anderen Wehren, heute auch den Herausforderungen von Gefahrgutunfällen und bei der Rettung aus großen Höhen und Tiefen.
Thomas Blaue weiß: "Die Bürger der Stadt Rinteln können sich sicher fühlen und ruhig schlafen, denn eine schlagkräftige Feuerwehr wacht über sie und ihr Hab und Gut!" Foto: ste