1. "Verehrte Mitpsychopathen, willkommen in der Anstalt"

    Ausverkaufte Vorstellungen beim neuen Stück der Theater AG / Dritte Aufführung aufgrund guter Resonanz geplant

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    BAD NENNDORF (ag). Die Inszenierung der Theater AG des Gymnasiums Bad Nenndorf von "Einer flog über das Kuckucksnest" hat wohl alles, was ein gutes Stück braucht: Tragik, Komik, eine gute Geschichte, talentierte Schauspieler und zwei Regisseure, die voller Überzeugung hinter ihrem Ensemble stehen. Nach der ausverkauften Premiere war auch die zweite Aufführung ein Erfolg für die Theater AG.

    "Verehrte Mitpsychopathen", setzt der Patientenrat der Psychiatrie gerade an, als sich ein neuer Insasse vorstellt: Randle P. Mc Murphy, gespielt von Ansis Marsau, der sich um einer Gefängnisstrafe zu entgehen als psychisch krank ausgibt. "Ich war zwar noch nie in einer Klapse", sinniert der kleinkriminelle Zocker und ergänzt mit Blick auf das Publikum: "Es sieht hier aber genau so aus wie ich es mir vorgestellt habe". Konfrontiert mit den autoritären Therapiemaßnahmen der Anstalt, beginnt Mc Murphy sich gegen das bestehende System aufzulehnen und reißt schon bald auch seine Mitinsassen mit. In der vehementen Krankenschwester Ratched, gespielt von Lara Albrecht, trifft er jedoch auf Widerstand, der immer brutaler wird, je mehr sich Mc Murphy auflehnt.

    Diese augenscheinlich dramatische Geschichte wurde von den Schauspielern sehr amüsant und unterhaltsam verarbeitet. Gerade die Eigenheiten und Verrücktheiten der Insassen bergen viel komisches Potenzial. Darüber hinaus bezieht das Ensemble auch das Publikum gekonnt mit ein: "Auf unserer Seite der Station sind die Akuten. Wir sind vielleicht heilbar", erklärt ein Patient. "Auf der anderen Seite", er schaut mitfühlend Richtung Publikum, "sitzen die chronisch Kranken - die ganz armen Schweine". Auch bei einer Party auf der Station wird das Publikum mit einbezogen und zum Tanz aufgefordert. Konsequent bleiben die Schauspieler in ihrer Rolle, auch wenn auf ihnen in einer Sequenz nicht der Fokus liegt. So auch Mr. Ruckly, gespielt von Hendrik Antholz, der wie ans Kreuz genagelt immer sabbernd im Hintergrund der Szene steht. Tragisch wirkt das Schicksal dieser symbolischen Heiligenfigur, die nach einer Operation die Gewalt über seinen Körper verloren hat und nun gelegentlich in wüste Schimpfereien ausbricht. Gerade im Kontrast zu den anderen Insassen der Station, die Ruckly fast schon als Inventar betrachten, wirkt die Rolle sehr skurril und befremdlich. Diese Gradwanderung zwischen Tragik und Komik gibt der Inszenierung unerwartete Tiefe, die auf den Betrachter eher hintergründig wirkt - steht sie doch nicht im Mittelpunkt des Geschehens. Erst am Ende, nachdem Mc Murphy ein ähnliches Schicksal trifft, überwiegen die tragischen Ausreißer des Stückes und das Publikum zeigt sich betroffen.

    Auch für das Bühnenbild und die künstlerisch-szenische Gestaltung erntet das Ensemble viel Lob. Die zwischen die Szenen geschalteten Sequenzen mit Stroboskoplicht, Metal-Musik und einem Monolog des Häuptlings Bromdon, gespielt von Thomas Lehmann, gehen unter die Haut.

    Unter der Leitung von Thomas Wärmpt und Christian Krause probte die Theater AG des Gymnasiums Bad Nenndorf eineinhalb Jahre bis zur Premiere. An der Aufführung waren etwa 20 Schüler vor und hinter den Kulissen beteiligt. Dem Ensemble sprachen Wärmpt und Krause am Ende des Abends ihren großen Dank aus. Doch auch die jungen Schauspieler hatten sich etwas überlegt: Sie überreichten ihren kahlköpfigen Regisseuren zwei warme Bommelmützen, mit einem "K" für Krause und einem "W" für Wärmpt. Aufgrund der guten Resonanz wird es noch ein dritte Vorstellung am 4. Juni geben. Beginn ist um 19.30 Uhr, nachdem es schon am Vormittag eine Vorstellung nur für die Schüler gab. Karten gibt es an der Abendkasse.Foto: ag

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