LAUENAU (al). Sein schweres Lungenleiden hat er beharrlich bekämpft; die psychische Last des Feuers in seinem Haus vor wenigen Wochen aber dürfte zuletzt zu schwer geworden sein: Am vergangenen Donnerstag verstarb Karl-Wilhelm Garbe im Alter von 86 Jahren. In seinem Heimat- und Wohnort Lauenau hat er sich zahllose Verdienste erworben.
Die Anteilnahme ist groß im Flecken, nachdem vor drei Wochen die Nachricht von einem verheerenden Brand die Runde machte und jetzt die des Todes. Das Feuer hatte nicht nur die persönliche Habe der Familie zerstört, sondern auch das umfangreiche familien- und lokalgeschichtliche Archiv. Bis zu seinen letzten Lebenstagen forschte der Experte in der Vergangenheit. Seine Vorfahren konnte er bis zu 13 Generationen zurück verfolgen; wie kaum ein anderer kannte er die Heimatgeschichte. Als er sich noch mit Gruppen zum Rundgang durch die Lauenauer Straßen aufmachte, überzeugte er mit zahlreichen Fakten und Anekdoten aus früherer Zeit.
Gut 40 Berufsjahre lang hat er selbst das hiesige Leben geprägt. Eigentlich wollte er ja Lehrer werden. Doch Krieg und Gefangenschaft stellten die Weichen anders. Als der junge Mann zurück in den Flecken kam, bot sich eine Stelle als Aushilfsangestellter im örtlichen Rathaus.
Er überzeugte mit seinen Leistungen, so dass er bald zum Gemeindedirektor ernannt wurde. Als Anfang der siebziger Jahre kommunale Zusammenschlüsse erfolgten, war Garbe mit dabei: zunächst in der freiwillig gebildeten Samtgemeinde Lauenau, dann ab 1974 in der gesetzlich verordneten Samtgemeinde Rodenberg. Es war Garbe, der in seiner freundlich-verbindlichen Art die Kommunen aus zwei Landkreisen zu einem Miteinander brachte und über Ortsgrenzen hinaus für Kontakte sorgte. Sachverstand und Beharrlichkeit waren damals nötig; manche Anfeindungen meisterte er unbeschadet.
Als er 1988 in den Ruhestand trat, fand sich endlich Zeit für ein Aktenstudium ganz anderer Art. Die Ergebnisse seiner Familienforschung legte er in Heften mit kleiner Auflage für seine Angehörigen vor; die Ortsgeschichte aber realisierte er in einem 1993 gegründeten Arbeitskreis der Volkshochschule mit etlichen weiteren Geschichtsbegeisterten in drei Bänden auf über tausend Seiten.
Für einen vierten Band über die vergangenen 50 Jahre hätte Garbe wohl mühelos eigene Erinnerungen und Belege beisteuern können. Doch eine schwere Lungenkrankheit wurde zum Handicap. Den Rest besorgten wohl die Flammen in seinem Haus, die Teile seines Archivs zerstörten und bestimmt auch seelischen Schaden anrichteten.
Der Ehemann, Vater und Großvater hinterlässt auch viele Freunde, die seine Art und sein profundes Wissen schätzten und die ihm ein ehrendes Gedenken bewahren werden. Am Freitag, 3. Mai, beginnt um 14 Uhr die Trauerfeier in der St. Lukas-Kirche mit anschließender Beisetzung auf dem Friedhof. Karl-Wilhelm Garbe, der zweifellos eine große Lücke hinterlässt, aber wird auch danach nicht vergessen sein – als Rathauschef wie auch als Heimatforscher. Foto: al