LAUENAU (jl). Mit Rastazöpfen bis zu den Hüften und einem alten Saxofon steht er auf der Atelierbühne im Kesselhaus – Richard Howell, einer der Großen des Jazz. Der US-amerikanische Musiker ist schon mit Carlos Santana, Etta James und "Earth, Wind and Fire" aufgetreten; seit vergangenem Sonnabend dürfen sich auch einige Schüler der Integrierten Gesamtschule Schaumburg (IGS) dazu zählen.
Vom ersten Ton an nimmt Howell sein Publikum mit, fordert es zum Mitsingen, Klatschen und Schnipsen auf. Er selbst kneift die Augen zusammen, überlässt dem Rhythmus die Kontrolle über seine Arme und Beine. Versunken in der Musik entführt er sein Publikum auf eine außergewöhnliche Reise durch die Welt des Jazz, in der manchmal die Zeit stehen zu bleiben scheint. Das erste Stück seines Solo-Konzertes: "Lift Every Voice and Sing” von den Johnson Brüdern, das auch als die afroamerikanische Nationalhymne bekannt ist.
Howell begeistert nicht nur als Tenor- und Sopransaxofonist, sondern auch als Sänger. A cappella erfüllt sein Gesang das Kesselhaus, voluminös und sanft zugleich. Improvisation ist dabei sein zweiter Vorname, erst holt er spontan einige Damen und Kinder auf die Bühne ("Einen Moment, ich kreiere gerade etwas.") und teilt das Publikum in mehrere Chöre ein, später komponiert er auf die Schnelle ein Dankeslied für die Veranstalter und Unterstützer.
Teils improvisiert, teils einstudiert, wenn auch sehr kurzfristig, ist der gemeinsame Auftritt mit Schülern der IGS. Über Freundschaftskontakte hatte Musiklehrer Andi Gräwer die Chance bekommen, Howell für zwei Workshops zu engagieren. Das Ergebnis: Einige Schüler spielen und singen gemeinsam mit dem Jazzmusiker das Stück "Ain’t No Sunshine" und seine eigene Komposition "We Are All Connected". Regelmäßig tourt er mittlerweile auch durch deutsche Schulen. Was er am meisten an der musikalischen Arbeit mit Kindern und Jugendlichen liebt? "Ihr Lachen", sagt Howell selbst lächelnd kurz vor dem Konzert. "Sie sind unschuldig und ehrlich, lachen über mich und mit mir." Am Ende hätten ihn einige gefragt, ob er wieder komme, andere gleich gebeten, nicht zu gehen. "Ich muss gehen, aber ich komme auf jeden Fall wieder – wenn ihr mich daran erinnert", versprach der Jazzmusiker später auf der Bühne. Die Workshops und solche Konzertauftritt seien seine Berufung. Denn er möchte vor allem eines: mit seiner Musik "direkt die Seele der Menschen berühren".
Und während die jungen Musiker sein Lied weiter singen, verabschiedet sich Howell von der Bühne. Er drängelt sich durch die Reihen und schüttelt jedem einzelnen Besucher die Hand: "Danke." Nicht nur als begnadeter Saxofonist und Sänger sowie Unterhaltungskünstler, sondern auch als wahrer Gentleman verlässt er das Kesselhaus – Richard Howell, einer der Großen des Jazz.Foto: jl