1. Von schwerfälligen Tapiren und seltsamen Begegnungen

    Duo "Sorry Gilberto" begeistert im Kesselhaus / Musik erzählt Geschichten

    Dieser Eintrag wird bereitgestellt durch Schaumburger Wochenblatt | Impressum

    LAUENAU (jl). "Soll ich den letzten Refrain nochmal singen?", fragt Anne von Keller grinsend. Die zierliche Sängerin von "Sorry Gilberto" blickt erst ins Publikum und dann zu ihrem Bandkollegen Jakob Dobers. "Ja", rufen er und die bereits applaudierenden und lachenden Besucher gleichzeitig. "Wir üben das jetzt", fügt Dobers schmunzelnd hinzu. Es ist der dritte Anlauf, das Experiment ("Wir spielen jetzt ein Lied, das wir bisher nur ein bisschen geprobt haben.") zu meistern. Ob inszeniert oder tatsächlich missglückt, der Effekt ist der gleiche: äußerst Sympathie fördernd und unterhaltsam.

    Eine Woche ist es nun her, dass das 2007 gegründete Duo aus Berlin die Gäste auf der "kleinen Bühne" im Kesselhaus in seinen Bann zog und einen Nachklang hinterließ, der noch immer im Ohr summt (Hörproben unter anderem unter www.sorrygilberto.com). Sie verbinden Folksongs mit Pop, die Melodien sind einfach, die Pointen stark. Das Instrumentarium ist spärlich, aber originell. Dobers wechselt zwischen Ukulele und Gitarre – zum "Fithalten" wie er verriet. Von Keller spielt Bass, Orgel, Melodica, Glockenspiel und Mini-Keyboard. Zu "Who Am I Watching" kommt sogar eine alte Beat-Maschine aus den 60er-Jahren zum Einsatz. Apropos originell: Das trifft nicht nur auf die Musiker und ihre Kompositionen zu, sondern auch auf den Bandnamen. "In früheren Jahren haben wir Bossa Nova gespielt, ohne diese Musik wirklich zu beherrschen", gestand das Duo. Mit "Sorry Gilberto" hätten sie sich einfach bei den Profis und vor allem bei dem Miterfinder der Bossa Nova, João Gilberto, entschuldigen wollen. Bis heute ist der Name geblieben, nur die Musik hat sich verändert.

    Sie singen von schwerfälligen Tapiren, seltsamen Begegnungen und sozialen Schmetterlingen – von der Welt. Ihre Musik erzählt Geschichten, ist eine bunte Mischung des Lebens. Der Himmel sei für Verlierer und die Hölle fast voll, heißt es in "I’m A Cloud". Sagen wollten sie damit: "Bleib, wo du bist, und nimm das ernst, wo du gerade bist", wie sie in der Pause verrieten. "Aus allem, was uns anspringt, drehen wir einen Drei-Minuten-Song." Und singen darüber auch gleich in "This Is The World", ein aberwitziges Stück, das die Dinge der Welt aufzählt, das ein auf der Straße gefundenes Keyboard nur einen einzigen Sound hat. Aber eines Tages wird es vielleicht genau der Sound sein, den sie, den wir brauchen. Foto: jl

  2. Kommentare

    Bitte melden Sie sich an