"Familienfreundliche Personalpolitik ist für die Unternehmen eine Herausforderung", machte von Blomberg klar. Derzeit hätten sogar Akademikerinnen Schwierigkeiten, nach einer Familienphase den Wiedereinstieg in den Beruf zu schaffen. "Da liegt ein großes Potential", machte die Referentin deutlich und verwies auf den in Zuge des demografischen Wandels entstehenden Fachkräftemangel.
"Für 90 Prozent aller jüngeren Beschäftigten ist die Balance zwischen Beruf und Privatleben ebenso wichtig, oder sogar wichtiger, als das Gehalt", berichtete von Blomberg. Unternehmen müssten daher ein familienfreundliches Betriebsklima schaffen, Flexibilität im Zeitmanagement ermöglichen und ihr Ablaufmanagement, beispielsweise durch die Möglichkeit von Heimarbeit, Job-Sharing oder Eltern-Kind-Arbeitszimmern, optimieren. Aber nicht nur die Kinderbetreuung, auch die Pflege von Familienangehörigen bereitet Arbeitnehmerinnen Probleme bei der Berufsausübung. Hier könnten Unternehmen mit haushaltsnahen Dienstleistungen, zum Beispiel Kantinenessen für Angehörige, unterstützen.
"Familienfreundlichkeit rechnet sich", schrieb die Referentin den Unternehmen ins Stammbuch.
Motivation und Produktivität der Mitarbeiter seien dann gemäß einer Studie der Hertie-Stiftung messbar höher.
Bernd Hellmann nahm in einem Impuls vor der Diskussionsrunde zur Rolle der Stadtverwaltung Stellung. Bei den Betreuungsangeboten für Kinder sei die Stadt, auch durch Angebote anderer Träger, gut aufgestellt.
Als Arbeitgeber ermögliche man flexible und familienfreundliche Modelle. In der Fragerunde ergab sich eine neue Sichtweise. Martin Heil, langjähriger Arbeitnehmervertreter, thematisierte, ob es überhaupt wünschenswert sei, Frauen zu unterstützen, damit sie Einzelhandelsunternehmen 24-stündige Öffnungszeiten ermöglichen. Dazu wurde Holger Schulz deutlich. Seiner "ganz persönlichen Meinung nach" habe die Politik da einen großen Fehler gemacht. "Für die Mitarbeiterinnen und ihre Kinder sind solche Öffnungszeiten eine Katastrophe!" Kirstin von Blomberg gab zu bedenken, dass es, beispielsweise in der Pflege, auch andere Berufe gibt, in denen 24 Stunden am Tag gearbeitet werden müsse. "Wenn der Wille wirklich da ist, findet sich auch eine Lösung", zeigte sie sich optimistisch.
Hier stieg Anette Ebeling, Geschäftsführerin des Kreisaltenzentrums, ein. "Die Berufstätigkeit junger Mitarbeiterinnen scheitert oft an den Betreuungsmöglichkeiten für ihre Kinder, insbesondere in den Zeiten vor 8 Uhr morgens, nach 17 Uhr und an den Wochenenden", verdeutlichte sie Schwachstellen, die besonders Alleinerziehende träfen. Kirstin von Blomberg stellte dazu fest, dass das Kindeswohl und das Interesse der Eltern im Blick behalten werden müsse. "Sonst trennen sich Frauen auch von ihrem Job!" Foto: pp
