1. "So etwas darf die Stadt nie wieder zu lassen"

    Fast 800 Menschen fordern Erhalt des Faurecia-Standortes / Unterstützung aus den eigenen Reihen und der Landesregierung

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    Ein Geschäftsführer dürfe sich nicht hinter der Konzernleitung verstecken, sondern habe eine eigene Verantwortung für die Beschäftigten. "Eins möchte ich noch einmal klarstellen: Mit ihrem Verhalten legt sich die Geschäftsleitung nicht nur mit den Kolleginnen und Kollegen in Stadthagen an, sondern mit der ganzen IG Metall. Monsieur Delabriére, stoppen Sie endlich die Schließungspläne", forderte Meine den Faurecia-Konzernchef auf. Wirtschaftsminister Olaf Lies stellte sich klar hinter die Forderungen der Beschäftigten und nannte das 3-Säulen-Modell eine gute Grundlage für ernsthafte Verhandlungen. "Eigentlich wäre es die Aufgabe des Managements, Weiterführungskonzepte für den Standort und die Produktion zu entwickeln", kritisierte er die Unternehmensleitung.

    Bürgermeister Bernd Hellmann der selbst an der Protestaktion teilnahm, versicherte der Menge: "Wir stehen zu Euch und wir kämpfen für Euch." Es sei schade, dass Unternehmen nicht in der Lage sind, ein solches Konzept zu entwickeln. Ihn erinnere das an Fehlentscheidungen von Otis und Alcatel. "So etwas darf die Stadt nicht wieder zulassen. Lasst uns aufbrechen, weiterkämpfen."

    Auch der neue Schaumburger Landtagsabgeordnete der SPD, Karsten Becker stellte sich hinter die Forderungen der Beschäftigten.

    Solidarität zeigte sich: Neben Delegationen von Betrieben aus der Region wie etwa Lühr, Hautau, Bornemann und den Fränkischen Rohrwerken waren auch Kolleginnen und Kollegen von Volkswagen aus Hannover und Wolfsburg, Wabco, Bosch und Bremskerl und der Gewerkschaft ver.di vor Ort.

    Besonders bemerkenswert war dabei die Teilnahme einer Delegation der Firma Sitech aus Wolfsburg, einem Mitbewerber von Faurecia. "Faurecia’s Ergebnissicherung durch Verlagerung und Subventionstourismus ist Kriminalität" war auf ihrem Transparent zu lesen. René Schwerin vom Betriebsrat Sitech Wolfsburg schickte eine Solidaritätsbotschaft in die Menge: "Wir sind keine Konkurrenten, wir sind Brüder im Herzen." Der Betriebsratsvorsitzende von Faurecia Stadthagen, Fred Hartmann, machte noch einmal die rücksichtslose Konzernpolitik deutlich und veranschaulichte diese anhand zahlreicher aktueller und bevorstehender Betriebsschließungen mit insgesamt mehr als 1.000 Beschäftigten in Deutschland. "Wir sind zu konstruktiven Gesprächen bereit und fürchten uns nicht vor einer kritischen Auseinandersetzung mit unserem 3-Säulen-Modell. Das Gleiche erwarten wir von der Geschäftsführung."

    Übrigens: Am Freitag, 5. April, hatte die erste Verhandlung über die vom Faurecia-Management geplanten 200 Entlassungen stattgefunden und wurde ohne Ergebnis vertagt. Im Vorfeld hatten die Arbeitnehmervertreter dem Management erste umfangreiche Vorschläge zur Sicherung von Beschäftigung und Standort präsentiert. Diese wurden zuvor auf Basis des bereits vor einiger Zeit von IG Metall und Betriebsrat vorgestellten "3-Säulen-Modells für den Erhalt des Standortes" in mehreren Workshops mit Faurecia-Fachleuten erarbeitet. Foto: wa

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