1. Schwiegersohn rettet Bewohner

    Lauenauer Wohnhaus nach Brand einsturzgefährdet / Drei Verletzte

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    LAUENAU (al). Drei Verletzte, ein einsturzgefährdetes Haus und der Verlust des meisten Inventars ist die traurige Bilanz eines Feuers, das am frühen Sonnabendmorgen die Wohnungen zweier Familien zerstört hat. Kurz nach 4.30 Uhr wurde Alarm ausgelöst: Rauchmelder hatten im Gebäude selbst sowie im nicht betroffenen, jedoch direkt benachbarten Trakt angeschlagen.

    Die Feuerwehren aus Lauenau, Feggendorf, Pohle und Hülsede-Meinsen versuchten fieberhaft, den Brand einzudämmen. Auch der Einsatz der aus Bad Nenndorf angeforderten Drehleiter half nicht, die immer wieder hoch schlagenden Flammen zu ersticken. Sie fanden in der Dachverkleidung und in zum Teil schwer zugänglichen Bereichen des alten Gebäudes ständig neue Nahrung. Voll des Lobes ist die Familie über das umsichtige Vorgehen: "Sie haben alles gegeben, um noch Schlimmeres zu verhindern." Die Angehörigen dankten auch für die Welle der Hilfsbereitschaft, nachdem sich wie ein Lauffeuer das Schicksal der Betroffenen im Ort herumgesprochen hatte: "Sofort sind Angebote für Unterkunft und Versorgung an uns herangetragen worden."

    Erst im weiteren Verlauf des Wochenendes wurde bekannt, welche dramatischen Szenen sich nach Ausbruch des Feuers abgespielt haben müssen. Wie ein Sprecher der Familie am Montag mitteilte, habe der im Erdgeschoss lebende Schwiegersohn Michael Garbe die Eltern aus dem Obergeschoss gerettet und sich dabei selbst leicht verletzt: "Wäre er nicht gewesen, wären beide nicht mehr am Leben", hieß es. Der Senior hatte zuvor noch vergebliche Löschversuche unternommen und dabei schwere Verbrennungen am Rücken und am Kopf davon getragen. Er wurde zur weiteren Behandlung in die Medizinische Hochschule Hannover gebracht. Obwohl der 86-Jährige seit Jahren schwer an einer Lungenkrankheit leidet, sei sein Zustand derzeit "kritisch, aber stabil". Die Ehefrau konnte nach einem schweren Schock zum Wochenbeginn das Krankenhaus wieder verlassen. Sie dürfte, wie es hieß, vor neuer psychischer Belastung stehen, wenn sie das ganze Ausmaß des zerstörten Familiensitzes in Augenschein nimmt.

    Dieser gilt nach Auskunft der Feuerwehr als absolut einsturzgefährdet. Neben dem Brandschaden habe das Löschwasser den Lehmschlagdecken des Gebäudes stark zugesetzt. Diese seien so vollgesogen, dass sie durchhängen würden, wie Ortsbrandmeister Klaus-Werner Volker auf Anfrage mitteilte. Feuerwehr und Polizei bestätigten inzwischen einen technischen Defekt als Brandursache. Weitere Ermittlungen wollten Experten zum Wochenbeginn am Unglücksort vornehmen.

    Der Schaden beträgt nach ersten Schätzungen etwa 200.000 Euro. Der ideelle Schaden aber dürfte unermesslich sein. Denn der Hausherr, der als Kenner der lokalen Historie von Lauenau und Umgebung gilt, verfügte über ein umfassendes heimat- und familiengeschichtliches Archiv. Noch während der Löscharbeiten wurden einem Vertreter des örtlichen Heimatvereins erste geborgene Unterlagen körbeweise zur vorübergehenden Verwahrung übergeben. Trotzdem seien, wie es aus der Familie heißt, Unterlagen und Aufzeichnungen in weiten Teilen unwiederbringlich verloren. Einen Eindruck von diesen Folgen der Katastrophe vermittelte ein riesiger Berg von verkohlten, angesengten und durchnässten Dokumenten und Zeitschriften direkt neben dem zerstörten Haus. Foto: al/ffw

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