LAUENHAGEN (nb). In Zukunft muss sich etwas ändern: Wofür der Ex-SPD-Politiker und Schirmherr der Badewonne, Henning Scherf, eintritt, hat er selbst bereits getestet und zu seinem aktuellen Lebensmodell auserkoren. Den deutschlandweit nach wie vor verbreiteten Pflegeheimen räumt er auf lange Sicht wenig Zukunftschancen ein. Zum einen, weil die älteren Menschen sich etwas anderes wünschten und bräuchten, als isoliert von allem ihre letzten Jahre zu verbringen, zum anderen, weil der demografische Wandel eine angemessene Betreuung in dieser Form personell kaum möglich mache. Die weit bessere Variante für alle Seiten ist in Scherfs Augen das Konzept "Wohngemeinschaft". Deren Mitglieder ergänzen und unterstützen sich, bringen ihre jeweiligen Fähigkeiten ein und die ganze Gruppe profitiert davon. Die medizinische Versorgung übernimmt zumeist ein ambulanter Pflegedienst, den Rest die Bewohner selbst, so fühle sich jeder wieder gebraucht und oftmals erwachten durch diese Motivation längst verlorene Fähigkeiten erneut. Zum glühenden Verfechter dieses Konzeptes hat sich Scherf aus Erfahrung entwickelt. Er habe wissem wollen wie sich wirkliches "Altsein" anfühlt und hat deshalb bis jetzt bereits in 15 Wohngemeinschaften mitgelebt und sich darüber bereits selbst für eine in seiner Heimat Bremen entschieden. Wer in Würde altern und weitgehend selbstbestimmt leben will, hat aus seiner Sicht damit den passenden Weg zum Ziel gefunden. "Es ist grundsätzlich falsch alte Leute in die Einsamkeit zu schicken. Mit vielem, was wir machen, sind wir auf dem falschen Dampfer. Wir bewegen uns in eine Sackgasse", so Scherfs eindringliche Worte. Städte wie Bielefeld oder Hamburg hätten die Trendwende bereits erkannt und ein Bauverbot für Seniorenheime erlassen. Auf dem Lande rechnet er diesem Konzept ebenfalls große Chancen aus und sieht es sogar als Möglichkeit, die Infrastruktur der Dörfer zu erhalten. Wer nicht wolle, dass die Dörfer funktionslos würden , müsse die Alten im Dorf halten. Zudem könnten durch Projekte wie die Leihoma oder Leihopa etwa in Sachen Kinderbetreuung alle Altersstufen generationenübergreifend in diesen Strukturen miteinander leben und die Älteren sich beteiligt fühlen. "Wir müssen uns darauf einstellen, dass wir alle mehr Jahre haben und aus dieser verlängerten Zeit etwas machen", so Scherfs Appell. "Deswegen finde ich auch das Projekt von Rolf Wöbbeking so toll." Er erkennt darin die Verständigung der Generationen, die sich gemeinsam für eine Sache engagieren.Foto: nb
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Mit Volldampf in die Sackgasse
Henning Scherf erteilt dem Pflegesystem eine klare Absage
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