LAUENAU (al). Was hat Menschen im Deister-Sünteltal bewogen, mitten im 19. Jahrhundert scharenweise nach Amerika auszuwandern? Dieser Frage ist der in Hamelspringe ansässige Historiker Kai Witthinrich nachgegangen und hat für ein in diesen Tagen erscheinendes Buch eine Menge von Fakten gesammelt.
"Ausgewandert" lautet der Titel, und genau so heißt eine Ausstellung, die am Donnerstag, 21. März, um 18 Uhr im Lauenauer Amts- und Fleckenmuseum eröffnet wird. Einen ersten Vorgeschmack gibt es seit einigen Tagen für Besucher der örtlichen Sparkasse: Dort steht bereits eine der großen Stelltafeln.
Zwei Jahre hat Witthinrich geforscht. Anfangs kam er einer Bitte des Heimatbunds Bad Münder nach. Doch bald weitete er seine Untersuchung auch auf den Raum Lauenau aus. Seine Feststellung: In den Dörfern war der Drang in die Ferne offenbar weitaus größer als in Bad Münder selbst. In der Mitte des 19. Jahrhunderts kehrten etliche Einwohner ihrer Heimat den Rücken, weil sie kein Auskommen mehr für sich und ihre Angehörigen sahen.
Die Ausstellung wird zunächst bis zum 5. Mai in Lauenau zu sehen sein. Danach sind Bakede vom 16. Juni bis 14. Juli im dortigen Handwerkermuseum und Eimbeckhausen vom 2. August bis 29. September im Deutschen Stuhlmuseum an der Reihe. Vom 6. April bis 14. Dezember 2014 ist sie im Heimatmuseum Bad Münder zu finden. Dass die Premiere nach Lauenau vergeben wurde, empfindet Heimat- und Museumsvereins-Vorsitzender Jürgen Schröder "als einen Glücksfall". Es ist überhaupt das erste Mal, dass die Heimatvereine aus Badestadt und Flecken eine enge Kooperation eingingen.
Besucher finden in der mit Gegenständen aus jener Epoche ergänzten Ausstellung einige Zahlen und Beispiele für persönliche Schicksale. Weit ausführlicher aber widmet sich dem Thema das Buch, dessen Erscheinen unter anderem von der Schaumburger Landschaft unterstützt worden ist. Die über 120 Seiten umfassende Arbeit ist mit der Ausstellungspremiere zum Preis von 16,90 Euro erhältlich.
Unterdessen hat Schröder etliche Korrespondenz aus Privatbesitz erhalten. Einiges davon lässt sich für eine künftige ständige Präsentation auswerten, die im Museum Platz finden soll. Bisher war die Auswanderung weder in der lokalgeschichtlichen Sammlung noch in den hiesigen Geschichtswerken von Karl Parisius oder dem Volkshochschul-Arbeitskreis ein Thema.
Für die Dauer der Sonderausstellung hat das Amts- und Fleckenmuseum Sonderöffnungszeiten: an jedem Donnerstag von 18 bis 20 Uhr sowie an jedem Sonntag von 14 bis 17 Uhr.
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