Es muss an unserem tief verankerten Weltbild liegen: Fleisch und Milchprodukte bedeuten Wohlstand. Dabei hat das, was hinter verschlossenen Türen passiert schon längst nichts mehr mit Wohlstand zu tun. Wir müssen uns also nicht wundern, wenn in 99 Cent-Lasagne billiges Pferdefleisch statt hochwertiges Rind verarbeitet wird. Es scheint, als hätten wir eine völlig verzerrte Wahrnehmung. Wir kaufen von allem das Teuerste. Nur beim Essen möchten wir doch bitte das Günstigste vom Günstigsten. Lebensmittel haben für uns Menschen an Wert verloren. Während wir hier auf dem Lande noch weite Ackerflächen und Vieh vor Augen haben, sind Großstädter dabei, an den unmöglichsten Plätzen ihre eigenen Gemüse- und Obstgärten anzulegen. Weil sie es wortwörtlich satt haben, dass die Industrie ihr Essverhalten steuert. Zum Beispiel der Prinzessinengarten in Berlin-Kreuzberg. Dort kann jeder hinkommen, mitgärtnern, ernten und essen. Der Gastrosoph und Autor Harald Lemke sagte kürzlich in einer ZDF-Sendung dazu: "Es ist eine globale Bewegung. Es ist eine permanente Demonstration im öffentlichen Raum für ein Umdenken." Lemke ist unter anderem Professor am Interdisziplinären Zentrum für Gastrosophie - Ernährung, Kultur, Gesellschaft an der Universität Salzburg und Gastprofessor an einer chinesischen Universität in Shanghai. Er hat mittlerweile mehrere Bücher herausgebracht. Beispielsweise "Ethik des Essen" und "Politik des Essens". In diesem Interview der Informationssendung "Bambule" mit Sarah Kuttner sagte er außerdem: "Was uns fehlt in der Gesamtgesellschaft ist eigentlich diese Stimmung, eine Lust zur Veränderung. Eine Bereitschaft ethische Einsichten in die Tat umzusetzen. Wenn wir schon über Klimawandel sprechen, dann würde ich mir wünschen, dass dieses ethische Klima sich verändert, und dass wir nicht immer mit Abwehr und Ressentiment auf Veränderung reagieren. Eher uns dazu gegenseitig ermutigen mit und auch weiter zu machen."
Es geht im Kern also nicht darum, dass wir alle Veganer werden, sondern, dass wir insbesondere Fleisch wieder eine größere Wertschätzung geben. Dann muss auch Bundesministerin für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, Ilse Aigner, nicht mehr in Schulen mit Fastfood-Konzernen für gesunde Ernährung werben.
Viele glauben es zwar noch, aber: Menschen die sich vegan ernähren sind längst nicht mehr in der Minderheit. Die Tierrechtsorganisation PETA Deutschland e.V. hat errechnet, dass derzeit 600.000 Veganer in Deutschland leben (Stand 2012) – die Tendenz sei steigend. Weiterführende Links und Informationen dazu finden sich auf meinem Blog www.vegan-projekt.de sowie auf www.facebook.de/VeganProjekt. Hier berichte ich außerdem über meine 30-Tage-Challenge und zeige Bilder der veganen Gerichte.
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