LINDHORST (bt). Gunter Ludewig, Ausstellungsleiter des Bergbau-Museums, nimmt entspannt Platz. Der begeisterte Hobby-Historiker sitzt auf einem rund fünfzig Jahre alten Friseurstuhl, der ehemals im örtlichen Friseursalon von Walter Rehmert stand, und blättert in einer großformatigen Ausgabe des Magazin Sterns aus dem Jahre 1960. Friseurmeisterin Corinna Barbara, geborene Kauke, befestigt einen betagten Schneideumhang in Ludewigs Nacken, greift zu Kamm und Schere, beides ebenfalls rund ein halbes Jahrhundert alt, und beginnt zu schnippeln. Amüsierte Betrachter der Szene im Lindhorster Bergbau-Museum sind Wilfried Pennekamp, Klaus Meyer und Erwin Martin. Die vergnügliche Showeinlage ist ein kleiner Teil der umfänglichen Ausstellung zum Thema "Friseure in Lindhorst", die Gunter Ludewig im Bergbau Museum aufgebaut hat. Das Handwerkszeug, das Corinna Barbara, Chefin von "Schneidwerk Hairdesign by Corinna" in der Lindhorster Parkstraße 32, im Museum verwendet, stammt ebenfalls aus dem früheren Salon von Walter Rehmert in der Bahnhofstraße 53, den Heinz-Ludwig Kauke, Vater der Schneidwerk-Chefin, 1996 übernommen hat. Ein zweites Geschäft des mittlerweile in der dritten Generation geführten Familienunternehmens Kauke bestand damals und besteht auch noch heute in der Parkstraße 32. Die Friseurmeisterin Corinna führt hier den von den Eltern übernommenen Betrieb weiter. Der Salon in der Bahnhofstraße 53 wurde von Kaukes vor einiger Zeit aufgegeben.
Die Geschichte des Friseurhandwerks in Lindhorst hat Gunter Ludewig sorgfältig und detailreich nachgezeichnet. Sie beginnt eigentlich erst 1921, als Heinrich Thürnau ein erstes Friseurgeschäft eröffnet. Vorher schnitten die im Ort ansässigen Schneider, Vater und Sohn Christoph Meier, im Nebenberuf als Barbiere den Menschen die Haare und rasierten die Männer. Zweimal wöchentlich drehten sie ihre Runde durch das Dorf. Als dritter Barbier war der Gemeindediener und Nachtwächter Meier unterwegs. Ludewig reichert seine Ausstellung mit zahlreichen Exponaten an. Er zeigt Gegenstände, die der Friseur bei seiner alltäglichen Arbeit benötigte, stellt Bilder und Dokumente aus und zeigt eine jahrzehntealte Frisierhaube, unter der zahleiche Lindhorsterinnen im Salon Rehmert gesessen haben werden. Foto: bt