HÜLSEDE (al). Hülseder Christen erhalten für ihre Gottesdienste bald wieder die vertraute Umgebung zurück. Mehr als fünf Monate war ihnen die St. Ägidien-Kirche versperrt. Gerüste bestimmten das Bild, auf denen Restauratorinnen Hand an Schadstellen der historischen Gewölbemalereien legten. Jetzt sind die Arbeiten beendet. Am Karfreitag, 29. März, kann der erste Gottesdienst stattfinden.
Ob das Gebäude jedoch weiterhin in vertrautem Umfang genutzt werden kann und täglich für Besucher offen steht, bleibt abzuwarten. Der Kirchenvorstand wird sich mit dem Rat der Experten beschäftigen müssen, einem erneuten Verfall der aus dem Jahr 1577 stammenden Malerei entgegen zu wirken. Will heißen: Die Temperaturen müssen möglichst gleich bleiben. Schwankungen wie zum Beispiel zwangsläufige Feuchtigkeit beim Besuch großer Gruppen sollten vermieden werden.
Gesprächsbedarf aber hat der Kirchenvorstand auch in finanzieller Hinsicht. Ursprünglich war die Restaurierung mit 80.000 Euro veranschlagt. Doch die kirchliche Denkmalbehörde setzte die Summe angesichts schwerwiegender Schäden auf 120.000 Euro hoch. Das bedeutet für die Hülseder Gemeinde nach Angaben von Kirchenvorsteher Herbert Meier einen Eigenanteil von etwa 12.000 Euro "Geld, das für die laufende Unterhaltung unserer Kirche an anderer Stelle nicht mehr zur Verfügung steht", bedauert er. Auch eine andere Kostenlast habe getragen werden müssen, deren Ausgleich noch unklar sei: Um das Gotteshaus während der Restaurierung auf eine gleichbleibende Temperatur von 14 Grad zu halten, wurden pro Woche bis zu 250 Liter Heizöl verbraucht. Die Kosten würden noch höher ausfallen, wenn die Gemeinde sich nicht um Eigenleistungen bemüht hätte. So wurden dank der Feuerwehr die Kirchenbänke vor Beginn der Arbeiten ausgeräumt. Meier hofft, dass dank der versierten Helfer nun auch der Einbau der sperrigen Sitzgelegenheiten erfolgen kann. Doch zuvor müssen die Gerüste abgebaut und die Kirche einer Grundreinigung unterzogen werden. Die offizielle Einweihung mit einer symbolischen Übergabe der Malereien an die Gemeinde ist für Sonnabend, 6. April, vorgesehen. Dann will die Erfurter Restauratorin Elodie Rossel noch einmal nach Hülsede kommen und den Beweis erbringen, dass sich keine Risse mehr durch die außergewöhnliche "Bilderbibel" ziehen. Im Zuge ihrer Tätigkeit ist sie sogar auf eine kleine Sensation gestoßen: An einigen Stellen fand sich die inzwischen 435 Jahre alte Originalfarbschicht: "Grashalme in feinsten Pastelltönen". Foto: al