STADTHAGEN (jl). Es heißt, wenn Arbeit Spaß macht, ist es keine Arbeit. Bestätigen kann dies wohl auch Kim Gerkensmeier, die seit einem halben Jahr ihr Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) im Kulturzentrum "Alte Polizei" absolviert. Dass die "Arbeit" anstrengender sei als gedacht, merke sie nämlich gar nicht. "Erst wenn ich zu Hause bin, spüre ich, dass ich acht Stunden auf den Beinen war und schlafe zufrieden ein", berichtet die 19-Jährige aus dem Auetal.
Besonders schätze sie die vielfältigen Aufgaben und die enge Zusammenarbeit mit ihren Kollegen. Es geht nicht um ein Zeugnis mit Noten wie in der Schule, es geht um ein Zeugnis über persönliche Fähigkeiten, die nur das Leben einem lehren kann. "Unser Sinn ist es, mit solchen Projekten eine realistische Situation zu geben, in die Erwachsenenwelt einzutauchen", sagt Jörg Borchers, zuständig für die Jugendarbeit in Kulturzentrum.
Er habe die Erfahrung gemacht, dass viele Jugendliche einmal aus dem Schulalltag ausbrechen wollen, ehe sie etwa eine Ausbildung beginnen. Heike Klenke, die das FSJ Kultur in der "Alten Polizei" betreut, ergänzt, dass die Freiwilligen im Sozialen Jahr als einzige eine Vollzeitstelle im Haus hätten, aber nur für ein Taschengeld in Höhe von 300 Euro arbeiteten. Sie weiß: "Das ist definitiv kein ‚Protzjahr‘." Es sei aber nicht nur ein Nehmen, sondern genauso ein Geben. Die FSJ-ler könnten Erfahrungen für das Leben, ihre berufliche Zukunft und persönlichen Kompetenzen mitnehmen.
Gerkensmeier, die während ihrer Schulzeit selbst an den Angeboten der "Alten Polizei" teilgenommen hat, zieht ein erstes Fazit: "Die Wochen hier sind immer sehr bunt." Vom Jugendtreff über den Hausaufgabenclub bis hin zur Kreativwerkstatt arbeitet die 19-Jährige in allen Bereichen des Kulturzentrums mit. Sie betreut aber auch Veranstaltungen und das Infobüro. "Das Schönste an der Arbeit ist die Abwechslung", schwärmt Gerkensmeier. Erst unterhält sie sich mit den Senioren, dabei fallen schon mal Themen wie der Wochenmarkt und die neue Häkeldecke. Direkt im Anschluss kommen die Grundschüler zur Hausaufgabenhilfe und möchten über "Star Wars" und Fußball reden. "Manchmal ist es nicht ganz einfach zwischen den Angeboten zu springen", verrät die junge Frau und fügt hinzu: "Aber das ist auch das Interessante. Ich wollte vor meinem Studium unbedingt noch etwas über Menschen und Kommunikation lernen."
Dies zeige, dass die Freiwilligen nicht nur ihre Persönlichkeit weiter entwickelten, sondern auch zielgruppenorientiertes Arbeiten und Denken lernten, betont Iris Freimann, Leiterin des Amtes für Bürgerdienste bei der Stadt Stadthagen, die das Projekt zur Hälfte finanziert. Träger des FSJ Kultur in der "Alten Polizei" ist der Landesverband Kulturelle Jugendbildung (LKJ) Niedersachsen. Der Verband organisiert zudem 25 Bildungstage, an denen sich die Freiwilligen in Seminaren vielfältig wie praxisorientiert für ihre Arbeit im Kulturbereich weiterbilden. "Die sind großartig, darauf fiebern immer alle hin", sagt die 19-Jährige.
Wer ab September auch ein Freiwilliges Soziales Jahr in der "Alten Polizei" absolvieren möchte, muss sich beeilen. Die Bewerbungsfrist für den nächsten Jahrgang endet am 31. März. Weitere Informationen online unter www.lkjnds.de. In Niedersachsen, Hamburg und Bremen gibt es laut Klenke derzeit mehr als 200 Plätze für Freiwillige im FSJ Kultur – "und genau einen in Schaumburg, den das Kulturzentrum stellt." Eine informative Orientierung über die Angebote und Freiwilligendienste im Bereich Kultur, aber auch in der Politik, Denkmalpflege, im Gartenbau oder gar Ausland stellt das Kulturzentrum auf seiner Internetseite unter www.altepolizei.de bereit. Foto: jl
