HÜLSEDE (al). Das große Sorgenkind der Hülseder Ägidiengemeinde und des Kirchenkreises Grafschaft Schaumburg könnte eine neue Zukunft vor sich haben. Vor Mitgliedern des "Freundeskreises St. Ägidien" teilte die Lauenauer Kantorin Christina Ziegler ihr Interesse an einer Anmietung der ehemaligen Pastorenwohnung im Pfarrhaus mit. "Ich mache das aber nur, wenn es keine Gegenstimmen gibt", betonte sie. Vor dem Hintergrund des jetzt fünf Jahre andauernden Leerstands des Gebäudes und seiner unsicheren Zukunft dürfte dies nicht zu erwarten sein.
Ziegler gehört zwar zu den Initiatoren des erst vor drei Monaten gebildeten Freundeskreises und arbeitet auch im Vorstand mit; doch nach eigenen Angaben sei ihr der Gedanke, einen Teil des Hauses selbst für sich und die von ihr privat betriebene Musikschule zu nutzen, erst später gekommen. Triebfeder für ihr Engagement seien zunächst die Kirche und deren Gewölbemalereien gewesen sowie der Umstand, dass dem Pfarrhaus künftig eine wichtige Rolle zufalle. Denn das Gotteshaus selbst müsse mehr "geschont" werden, um den Zustand der soeben restaurierten Bilder zu erhalten.
Doch die kirchlichen Instanzen denken derzeit noch eher an den Verkauf des Pfarrhauses, um einen damit verbundenen Kostenaufwand zu reduzieren. Der "Freundeskreis" wehrt sich dagegen, weil er das Gesamtensemble von Kirche und Pfarrhaus erhalten möchte. Mit Initiativen zur Belebung will er einem Ende entgegen wirken.
Dabei bleibt es auch, wie das SW noch anderer Stelle berichtet. Aber die Perspektive, nun auch für die Wohnung eine Nutzung gefunden zu haben, stieß auf Begeisterung: Nach Zieglers Ankündigung wurde heftig applaudiert.
Inzwischen liegt bereits ein einstimmiger Beschluss der Kirchenvorstände von Lauenau und Hülsede vor. Beim Superintendenten Andreas Kühne-Glaser hat Ziegler nach eigenen Angaben selbst ihre Absicht erläutert. Die endgültige Entscheidung liegt jedoch beim Kirchenkreisvorstand, der sich in Kürze mit dem Thema beschäftigen wird. Erforderlich ist zudem das Gutachten eines Architekten, das der Immobilie einen akzeptablen altersgerechten Zustand bescheinigen müsse. Der Besichtigungstermin habe bereits stattgefunden; die Stellungnahme verzögere sich jedoch aus Krankheitsgründen.
Käme es zu einer Anmietung, würde diese auf zehn Jahre geschlossen. Ziegler will so lange noch im Berufsleben stehen. Die Kirche verlangt genau für diesen Zeitraum ein schlüssiges Finanzierungs- und Nutzungskonzept. Für den Kirchenvorsteher und Vorsitzenden des "Freundeskreises" Clemens-Christian Stummeyer gibt es eigentlich keine Alternative. Die Mieteinnahmen könnten die Gebäudeaufwendungen decken; der Gemeinde blieben die Erdgeschossräume für eigene Zwecke erhalten. Zudem könnte die künftige Nutzerin den Kirchenschlüssel verwalten oder sogar für Führungen zur Verfügung stehen.
Ein Verkauf des Pfarrhauses würde aus seiner Sicht ohnehin "nichts bringen". Denn ein etwaiger Erlös müsste umgehend für den Bau von Heizung und Toiletten direkt an der Kirche eingesetzt werden. Beides ist bislang nur zentral im Pfarrhaus vorhanden. Foto: al