STADTHAGEN (nb). Viele Wahrheiten liegen unter der Oberfläche. Zur nächsten kulturhistorischen "Schatzsuche" soll es demnächst deshalb eine Etage tiefer gehen. Das Archäologen-Ehepaar Dr. Regina und Andreas Ströbl plant, die Geheimnisse der fürstlichen Gruft in Stadthagen zu lüften. "Aber ganz ohne Grusel und Horror", wie Andreas Ströbl betont. Dafür mit umso mehr Wissenschaft. Gelegenheit, sich ein Bild von der nur beschränkt zugänglichen Grablege unterhalb des Mausoleums zu machen, hatten die beiden Experten bereits während der vorherigen Zusammenarbeit mit dem hiesigen Kommunalarchäologen Jens Berthold.
Auf Einladung des Vereins Renaissance Stadthagen präsentierten die beiden Sepulkralarchäologen in einem Vortragsabend zum Thema "Grüfte und ihre Geheimnisse" sowohl ihr Fachgebiet, als auch bisherige Arbeitsergebnisse unter dem Banner der "Forschungsstelle Gruft" in Lübeck.
Und haben damit anschaulich vorgeführt, was in der Stadthäger Fürstengruft möglich gemacht werden könnte. Unterhalb des öffentlich zugänglichen und in den vergangenen Jahren aufwändig restaurierten Mausoleums befindet sich das Grabgewölbe, in dem bis zum Bau des Mausoleums Bückeburg 1918 die Familie des Hauses Schaumburg-Lippe ihre letzte Ruhestätte fand, inklusive ihres Erbauers Fürst Ernst zu Holstein Schaumburg und dessen Familie. Zuletzt beigesetzt wurde dort Prinzessin Maria Anna von Sachsen-Altenburg.
Heute befinden sich in der Gruft 27 Särge verschiedener Materialien, die es zu bewahren gilt. Insbesondere vor Feuchtigkeit, die sich aus der derzeitigen Lüftungssituation des Bauwerkes ergibt. Nachdem ein Teil der Lüftungsanlage bereits im Vorfeld saniert worden ist, könnte ein wichtiger Luftschacht, der bis zur Lateinschule führt, schon miot geringen Mitteln instand gesetzt werden. Die noch gänzlich unerforschte Gruft stellt für die Ströbls eine wissenschaftliche Herausforderung dar, aus der sie viele neue Erkenntnisse über die Bestattungsriten der Neuzeit gewinnen möchten. Aufschluss geben können neben der äußeren Gestaltung des Sarges insbesondere Grabbeigaben oder die Kleidung der Verstorbenen, die im Zuge der interdisziplinären Zusammenarbeit mit anderen Experten dokumentiert und analysiert werden, bevor es an mögliche Restaurationsarbeiten geht. Im Jahr 2010 erhielten beide den "Europa Nostra Award" für ihr Projekt "die Sarkophage der Herzöge von Pommern". Vorerst ist nun eine wissenschaftliche Voruntersuchung für die Grablege der Grafen und Fürsten geplant. Langfristiges Ziel wäre es, die Stadthäger Gruft und ihre Särge für die Zukunft zu erhalten, auszubessern, wo der Zahn der Zeit zu nagen beginnt, und, abseits der wissenschaftlichen Komponente, dem Andenken an die schaumburg-lippischen Ahnen gerecht zu werden. Denkbar sei es dann, diese Ergebnisse auch der Öffentlichkeit zu präsentieren. Die Ströbls wären an der Arbeit sehr interessiert, Fürst Alexander zu Schaumburg-Lippe hat als Verwalter des fürstlichen Erbes bereits sein Interesse signalisiert. Nun komme es laut dem Vereinsvorsitzenden Dr. Udo Jobst darauf an, die nötigen finanziellen Voraussetzungen zu schaffen. Die Ströbls sicherten zu, bei der Aquise weiterer Fördergelder behilflich zu sein. Mehr zum Thema in den nächsten Ausgaben.
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