1. Auf die Mischung kommt es an

    Ausstellung zum Schaumburger Fotowettbewerb kommt in die Kreisstadt / Bis Ende Januar in der Sparkasse zu sehen

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    STADTHAGEN (nb). Ein freundlicher Kaufmann trägt einer älteren Dame die Einkaufstüte und verabschiedet sie freundlich. "Das könnte auch noch von heute sein", sagt Cord Busche über das Foto, dass es beim Schaumburger Fotowettbewerb "Herzlich willkommen - wer immer du bist" auf den zweiten Platz gebracht hat. In den 90er Jahren hatte er die Situation vor einem türkischen Laden beobachtet, während er durch die Stadthäger Innenstadt bummelte, und das auf einem Foto festgehalten. Als ihn im vergangenen Jahr der Aufruf von AWO und Landkreis ereilte, Bildbeiträge einzureichen, die das kulturelle Zusammenleben in Stadt und Land dokumentieren, war für ihn klar, dass er genau das wählen würde. "Ich habe so etwas oft beobachtet und fand es außergewöhnlich, dass ein Kaufmann so hilft", sagte Busche. "Die ‚Ausländer‘ können uns Beispiele für das geben, was bei uns nicht existiert oder vielleicht auch gar nicht kann." Zur Ausstellungseröffnung im Foyer der Sparkasse am Stadthäger Marktplatz brachte er deshalb die Hauptperson gleich mit: Ali Barut, den Kaufmann, der bis heute im türkischen Supermarkt in der Querstraße anzutreffen ist. Bei ihm sei das Helfen selbstverständlich, sagt er, zumindest wenn ältere Kunden in den Laden kommen. Und die sind zu 80 bis 90 Prozent deutscher Herkunft, weil sie das Familiäre so sehr schätzen. Ähnlich persönliche Einblicke aus dem Miteinander der Kulturen aus ganz unterschiedlichen Perspektiven bieten auch die übrigen ausgestellten Fotos. Alle 32 Einsendungen sind noch für einige Tage in der Sparkasse zu sehen und zeigen, wie Kinder verschiedener Nationalitäten gemeinsam den Lindhorster Fußgängertunnel bemalen, Mitglieder des Interkulturellen Frauentreffs sich türkischem Liedgut widmen oder ein bunt geschmückter Baum ein Zeichen setzen kann. Rosemarie Börner dokumentierte "Die Einweihung des Jüdischen Friedhofs in Haste", Helmut Everding ein Bild des Rottmeisters Rodney McCray, der 2010 eine Portion internationales Flair ins Historische Schützenfest brachte. "Schwarz-weiße Freundschaft" titelt auch ein Bild, das die Verbundenheit der Landeskirche mit dem Kirchenkreis Kgetleng zeigt. Eine ähnliches Symbol für gelebtes Miteinander, unabhängig von der Abstammung, greift der Siegerbeitrag auf, für den die 15-jährige Irina Bevzenko von ihren Freundinnen Sara und Marlena ein ganz besonderes Foto geschossen hat. Das setzt schwarz und weiß gekonnt in Kontrast und verdeutlicht zugleich, dass alle Menschen etwas vom anderen haben, was sie verbindet. "Die meisten Unterschiede liegen eben in der Hautfarbe und deswegen habe ich die auch miteinander gemischt", so Irinas Erklärung. "Besser kann man es nicht ausdrücken", lobt Landrat Jörg Farr. Ähnlich gut haben es offenbar auch Schüler der ehemaligen Graf-Wilhelm-Schule in Bückeburg ausgedrückt, die gemeinsam das Logo von "Schaumburg ist bunt", den international bestückten Grundriss des Landkreises, künstlerisch umgesetzt und sich selbst darin eingebracht hatten. Das war der Experten-Jury einen spontanen Sonderpreis wert. "Als ich das Foto damals sah, hat es mich unglaublich fröhlich gemacht", erinnert sich Busche. Das Verständnis der Kulturen für- und miteinander hat ihn von jeher durchs Leben begleitet. Entspannte Fröhlichkeit strahlen auch viele der übrigen Motive aus und regen so zum Perspektivwechsel an. Dank der guten Resonanz lässt der nächste Wettbewerb zur Interkulturellen Woche nicht mehr lange auf sich warten. Er wird noch mehr gestalterischen Raum lassen, da neben Bildern auch Beiträge wie Skulpturen und Videos zugelassen sind. Das Thema lautet "Wer offen ist, kann mehr erleben".

    Foto: nb

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