Dass er damit auch einen Platz in der Landesregierung haben würde, stand zu diesem Zeitpunkt noch längst nicht fest. Erst gegen Mitternacht sollte das Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Rot-Grün und Schwarz-Gelb ein Ende haben. In Stadthagen fiel das Ergebnis zugunsten Beckers noch ein wenig deutlicher aus: 43,8 Prozent der Wähler setzten ihr Kreuz für ihn, 38,8 Prozent entschieden sich für Schmidt. Auch bei der Zweitstimme kann das Ergebnis der SPD sich sehen lassen: Mit 36,95 zu 32,72 Prozent nehmen die Sozialdemokraten den Spitzenplatz der Union ein. "Das ist ein Gemeinschaftsprodukt und ein Gemeinschaftserfolg", betont Stadtverbandsvorsitzender Jan-Philipp Beck. "Ich denke wir können sehr zufrieden sein, immerhin liegen wir noch deutlich über den Landesergebnissen. Wir haben einen engagierten Wahlkampf geführt und richtig Gas gegeben, das Gesamtpaket hat einfach gestimmt." Wesentliche Programmpunkte wie die Studiengebühren und der Mindestlohn haben ihr Übriges beigetragen. Die Landkreis-Themen seien mit Becker im Landtag gut vertreten, Schaumburg werde er dort eine starke Stimme geben. Ein großes Lob richtet Beck an die Ortsvereine und den Stadtverband für deren engagierte Arbeit trotz winterlichen Wetters. Platz drei im Kampf um die Erststimmen konnte Grünen-Kandidatin Maria Börger-Sukstorf mit 9,2 Prozent für sich verbuchen. Der Zuwachs von 2,2 Prozent ist im Vergleich zur Entwicklung des Zweitstimmenergebnisses gering: Auf Parteienebene haben die Grünen einen Sprung von 7,22 auf 13,7 Prozent der Stimmen hingelegt und damit fast eine Verdoppelung erreicht. Für Börger-Sukstorf gibt es dabei trotz des Erfolges auf Stadt- und Kreisebene (9,21 und 12,93) noch Luft nach oben: "Ich bin sehr zufrieden mit meinem persönlichen Ergebnis, auch landesweit (13,6 Prozent) können wir uns nicht beklagen. Ich hätte es mir trotzdem noch etwas deutlicher gewünscht, um den Regierungswechsel schnell abzusichern. Aber nach der Wahl ist vor der Wahl, zur Bundestagswahl muss das noch besser klappen!" Ob sich die Trends der jetzigen Wahl fortsetzen oder eine nochmalige Wende ansteht, wird sich in acht Monaten zeigen.
Unerwartet positiv hat die FDP abgeschnitten, hier wählten 9,39 Prozent der wahlberechtigten Bürger mit ihrer Zweitstimme die Liberalen und legten damit entgegen vorheriger Umfragetrends mit gut zwei Prozent "noch einen drauf".
Ob Überzeugung oder Strategie, die CDU hat das wahrscheinlich die notwendigen Stimmen für einen Sieg gekostet. Bei den Erststimmen musste die FDP jedoch klare Abstriche machen, Landtagskandidat Ralf Kirstan konnte den größten Teil der Wählrschaft nicht überzeugen. Jedoch nur ein kleiner Wermutstropen, über den die Ergebnisse auf Kreis- und Landesebene hinwegtrösten: Von "Auf Kippe" zu einem achtbaren Ergebnis, zu dem viele CDU-Stammwähler mit ihrer "Leihstimme" beigetragen haben. "Im Grunde haben wir ein sehr gutes Ergebnis und können auch auf Kreisebene zufrieden sein", so Dr. Lothar Biege von der FDP Stadthagen. Gründe für die Erststimmenverteilung sieht er vor allem in der mangelnden Bekanntheit Kirstans im hiesigen Wahlkreis. Dieser sei zwar für 37 angetreten, stamme aber aus Rinteln. Stadtoberhaupt Bernd Hellmann gratulierte dem
neuen Landtagsmitglied zu seinem deutlichen Sieg: "Wir haben mit Karsten Becker jemanden in Hannover, der die Interessen der Schaumburger und des Landkreises gut vertreten wird. Lediglich eine höhere Wahlbeteiligung hätte ich mir gewünscht."
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