Von der Finanznot betroffen sind aber weitaus mehr Krankenhäuser in ganz Niedersachsen, wie die Ergebnisse einer Umfrage der Niedersächsischen Krankenhausgesellschaft (NKG) belegen. Demnach hat sich innerhalb von nur vier Jahren die Zahl der niedersächsischen Krankenhäuser, die rote Zahlen schreiben, verdoppelt. Bereits 2010 erleidet knapp ein Drittel der Krankenhäuser Verluste. Ein Jahr später steigt die Zahl der defizitären Kliniken auf 43 Prozent. 2012 wird mehr als die Hälfte der Krankenhäuser ein wirtschaftliches Minus hinnehmen müssen. Im laufenden Jahr rechnen sogar mehr als zwei Drittel mit einem Defizit. Die Folge: eine steigende Zahl an Insolvenzen und erste Schließungen.
In einem Pressegespräch in Hannover hat die im November 2012 gegründete "Niedersächsische Allianz für Krankenhäuser" Alarm geschlagen und vor einem Finanzkollaps gewarnt. "Nur noch wenige Krankenhäuser sind in der Lage, positive Ergebnisse zu erwirtschaften. Diese sind jedoch für jedes Unternehmen lebensnotwendig", sagte der NKG-Vorsitzende Dr. Gerhard Tepe. Ohne positive Ergebnisse seien keine Investitionen in eine zukunftsfähige Krankenhausversorgung möglich.
20 Verbände haben sich mittlerweile mit der NKG zusammengetan. Gemeinsam fordern sie, dass alle Politiker in Bund und Ländern umgehend ein entsprechendes Gesetzesvorhaben auf den Weg bringen und verabschieden. "Noch im laufenden Jahr 2013 müssen die Weichen gestellt werden, um die Krankenhausfinanzierung nicht endgültig aufs Abstellgleis zu fahren", hieß es. Langfristig müsse es eine Reform der Krankenhausfinanzierung geben. Zum einen müssten Ungerechtigkeiten und Fehlanreize im Vergütungssystem beseitigt und zum anderen eine angemessene Finanzierung der Personal- und Sachkosten erreicht werden.
Zu niedrige Vergütungen für Krankenhausleistungen ermöglichen es einem "durchschnittlichen" Krankenhaus nicht mehr, seine steigenden Kosten, etwa für Personal- und Betrieb, zu decken. Dass die Krankenhäuser als Motoren für Innovation und Qualität in der Gesundheit dadurch ins Stottern kommen und keine qualitativ hochwertige, vollstationäre Patientenversorgung mehr garantieren können, liegt auf der Hand.
"Wenn Politik und Krankenkassen glauben, dass noch erhebliche Reserven im System Krankenhaus stecken, so ist das ein fataler Irrglaube", warnt Claus Eppmann, Geschäftsführer der Schaumburger Häuser und Vorsitzender des Ev. Krankenhausverbandes Niedersachsen. Wenn die Krankenhäuser erst im Ruin seien und die Versorgung der Bevölkerung nicht mehr gesichert sei, sei es nicht nur zu spät. "Es wird auch richtig teuer." Um die hochqualifizierte Arbeit im Krankenhaus auch zukünftig sicherzustellen, müssten nicht nur junge Menschen dafür begeistert, sondern darüber hinaus die vorhandenen Mitarbeiter wertschätzend entlohnt und in den Krankenhäusern gehalten werden.
Für die nächsten Wochen und Monate hat die "Niedersächsische Allianz für Krankenhäuser" massive Protestaktionen angekündigt. "An diesen Aktionen werden auch wir aus Schaumburg teilnehmen", verspricht Ralph von Follenius, Sprecher der Geschäftsführung der drei Krankenhäuser im Landkreis.
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