1. 770 Jahre und kein bisschen leise

    Schöttlinger feiern auf dem Hof Habenicht ausgelassen ihr urkundlich erwähntes Dasein

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    SCHÖTTLINGEN (bt). Es gibt sie – die Ortschaft Schöttlingen. Im Staatsarchiv Bückeburg ist es schwarz auf weiß nachzulesen. Mit Datum vom 11. Januar 1243 taucht Schöttlingen als "Scotligge" erstmals in den Büchern auf.

    Auf den Tag genau 770 Jahre später feierten die Schöttlinger und alle, die sich Schöttlingen zugehörig fühlen, auf dem Hof Habenicht ein fröhliches Fest. Dazu eingeladen hatte das Organisationsteam der Dorfgemeinschaft Schöttlingen, in dem Ilka und Andreas Kobel, Lina Amelung, Ulrike Brunkhorst, Heinz Brunkhorst sowie Ilona Hesterberg und Fred Habenicht mitarbeiten.

    Heinz Brunkhorst und Andreas Kobel informierten die zahlreichen Besucher in einem umfangreichen Vortrag über die Entstehung der Enklave Schöttlingen. Grundlage dafür war das in zäher Fleißarbeit von Heinz Brunkhorst über einen Zeitraum von zehn Jahren hin verfasste Buch mit dem Titel "Chronik der Enklave Schöttlingen – Schöttlingen, Eichhöfe, Eichenbruch". Heute ist Schöttlingen Teil der Gemeinde Lindhorst. Nur wenige Nicht-Schöttlinger werden aber wissen, dass die Ortschaften Schöttlingen, Eichhöfe und Teile Eichenbruchs einmal politisch zusammengehörten. Wer weiß schon davon, dass Schöttlingen und Eichhöfe Enklaven innerhalb Schaumburg – Lippes waren und zu Hessen, später zu Preußen gehörten? Gegen Ende des 30-jährigen Krieges wurde 1647/48 die alte Grafschaft Schaumburg aufgeteilt. Die eine Hälfte mit Bückeburg und Stadthagen ging an das Haus Lippe (später Schaumburg – Lippe).

    Der andere Teil wurde mit der Landgrafschaft Hessen vereinigt (später Grafschaft Schaumburg). Dabei wurden Schöttlingen und Eichhöfe Hessen zugeschlagen. Schöttlinger Kinder, die an der Schule in Lindhorst unterrichtet wurden, hielten sich im "Ausland" auf.

    Erst nach über 300 Jahren verlor Schöttlingen seinen Status als Enklave.

    Das Erntedankfest, das Osterfeuer und der legendäre Schöttlinger Eierlikör – Cup auf der Boulebahn haben heute ihren festen Platz im Terminkalender der 38 Bewohner Schöttlingens. In Grußworten der geladenen Gäste war viel Lob über die idyllisch gelegene Ortschaft zu vernehmen. "Die Menschen fühlen sich in Schöttlingen verwurzelt", stellte die stellvertretende Landrätin Helma-Hartmann-Grolm fest. "Die Dorfgemeinschaft lebt – darüber freue ich mich" gestand Samtgemeindebürgermeister Andreas Günther ein. Und Lindhorsts Bürgermeister Hans-Otto Blume urteilte: "Die Schöttlinger haben eine eigene Identität entwickelt".

    Davor, das machte der Lindhorster Pastor Wilfried Vauth in seinem mit viel sprühendem Witz und guter Laune vorgetragen Redebeitrag deutlich, habe er eigentlich Angst. Denn wie anders sei es zu verstehen, so Vauth, wenn "der gemeine Schöttlinger" dauernd unterschwellig damit drohe, eine eigene Kirche zu errichten. Dies solle womöglich helfen, die eigene Identität noch zu verstärken. Finanziell sei der Bau überhaupt kein Problem, rief Vauth mit einem breiten Grinsen seinen zahlreichen Zuhörern zu. Dies hätten seine Nachfragen bei den Lindhorster Kreditinstituten ergeben. Lautstarker Beifall und ausgiebiges Gelächter waren dem Kirchenmann sicher.

    Zwei plattdeutsche Lieder, vorgetragen von der Kindergruppe der Lindhorster Trachtengruppe, hatten den Abend eingeleitet. Viktoria Bielaski unterhielt die Gäste mit einem virtuosen Zwischenspiel auf der Violine. Ein gemütliches Beisammensein rundete den Abend ab.

    Foto: bt

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