Ich musste erst lange überlegen, ob ich diesen Leserbrief schreibe, da ich aus dem Staunen nicht heraus gekommen bin. Was ist geschehen? Der Gemeinderat in Lindhorst hat mit 7:6 Stimmen beschlossen, den Marktplatz in Lindhorst umzugestalten. Eine Umgestaltung wozu?
Die Idee ist, den Marktplatz attraktiver zu gestalten. Es ist von Begrünung die Rede, Schaffung von Sitzplätzen und möglichweise noch die Schaffung eines Brunnens. Die Krux bei der Umsetzung ist die Tatsache, dass dabei Parkplätze verloren gehen. Schon ist der Handels und Gewerbeverein auf der Stelle, um seine Bedenken anzumelden. Parkplätze für potentielle Kunden würden verschwinden.
So sehr ich mich gerne für ein attraktiveres Lindhorst einsetzen würde, bleibt für mich die Frage, wie die seit Jahrzenten finanziell klamme Gemeinde das überhaupt bezahlen kann. In dem Entwurf der SPD, die anscheinend wieder durch Fraktionszwang, diesen leidvollen Vorschlag durchgeboxt hat, fallen für die Gemeinde "nur" Kosten in Höhe von geschätzten 215000 Euro an. Bei 11 Parkplätzen, die dadurch verloren gehen, würde man also rund 20000 Euro pro Vernichtung eines einzelnen Parkplatzes bezahlen. Respekt. Besser hätten es die Schildbürger auch nicht gemacht. Ich möchte mal wissen, ob die SPD-Mitglieder des Gemeinderats so eine Entscheidung auch treffen würden, wenn es sich um ihr privates Geld handeln würde.
Kommen wir nun zu der möglichen neuen Attraktivität des Marktplatzes. Ich als Ottensener Bürger male mir jetzt schon aus, wie häufig ich dann dieses neue Flair des Marktplatzes nutzen würde. Ganz einfach gar nicht. Nach den Eindrücken von anderen Mitbürgern, und damit sind auch Bürger der Lindhorster "Kernstadt" gemeint, geht es vielen ähnlich.
Eine Unterschriftenaktion der HGV zeigt Ansätze, dass die Volksvertreter der SPD vielleicht nicht ganz die Meinung der Wähler treffen. Ich bin gespannt, wie nun das geplante Bürgerbegehren ausgeht. So kurz vor der Landtagswahl kann wohl keine Partei so etwas gebrauchen. Schließlich könnte es ein Votum gegen diese Entscheidung geben, die aus meiner Sicht vorschnell im Alleingang der SPD durchgewunken wurde. Letztendlich stellt sich mir auch die Frage, ob das Bürgerbegehren überhaupt das richtige Mittel ist. Es ist doch ein Armutszeugnis für die gewählten Volksvertreter, wenn es dazu kommt. Unabhängig von den Kosten für dieses Bürgerbegehren, könnte es weitere Bürgerbegehren für ähnlich unsinnige Vorhaben geben. Ich möchte da nur an das Vorhaben "Grüner Weg" erinnern. Auch da ist es geplant, unnötig Geld aus dem Fenster zu werfen. Der Vorschlag dort eine Durchgangsstraße zu errichten, kann nur von jemand kommen, der dort im Kindergarten keine eigenen Kinder hat. Aber das ist noch ein anderes Thema.
Kommen wir zurück zu Thema Marktplatz. Laut SPD würde sich der Schuldenstand der Gemeinde nur um 6% erhöhen. Das hört sich ja erst mal gut an. Aber 6% von was? Nach meinen Kenntnissen dürfte die Verschuldung der Gemeinde rund 2,6 Millionen Euro erreicht haben. Bei dieser Höhe verbietet es sich, überhaupt an eine weitere Verschuldung zu denken. Die bisherige Verschuldung ist ein Problem, das die regierende SPD seit Jahrzehnten aufgebaut hat. Soll es also weiter gehen, mit dieser Anhäufung von Schulden? Bevor sich die anderen Fraktionen nun zurücklegen. Einige zweifelhafte Entscheidungen der Vergangenheit wurden auch durch andere Fraktionen inkl. der CDU getragen. Ich wünsche den Gemeinderatsmitgliedern die Chance, Ihre Entscheidung nochmal zu überdenken. Es geht darum, dass es unsinnig ist, einen baulich intakten Markplatz mit Steuergeldern unnötig umzugestalten. Das ist für mich erschreckend! Es gilt, nachhaltig mit den Steuergeldern umzugehen und den Generationen nach uns keinen Schuldenberg zu hinterlassen. Dieser Schuldenberg wird die Gemeinde in der Entscheidungsfreiheit der Mittel zunehmend lähmen, was wirklich niemand möchte, oder?
Wenn die Gemeinde Lindhorst investieren möchte, dann sollte sie das Geld besser in die dringende Sanierung defekter Straßen und Gehwege, das Erneuern der vielen maroden Spielplätze oder in die Jugendarbeit stecken.