1. Mit Nagellack und Farbe gegen Hass-Propaganda

    Aktivistin beseitigt seit 1987 rechtsextreme Schmierereien

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    STADTHAGEN (bb). Bei einer Veranstaltung des SPD-Ortsvereines Enzen im Kulturzentrum "Alte Polizei" hat Irmela Mensah-Schramm ihren sehr zupackenden Weg beschrieben, gegen rechtsradikale Umtriebe vorzugehen. Die deutschlandweit bekannte "Polit-Putze" macht menschenverachtende Hassparolen mit Küchenschaber oder anderen Mitteln konsequent unkenntlich. An den Vortrag der Berlinerin schloss sich eine Diskussion über die Situation in Schaumburg an.

    Ein Ceranfeld-Schaber und Nagellack-Entferner befänden sich stets in ihrer Handtasche, so Irmela Mensah-Schramm, und "kommen fast jeden Tag zum Einsatz". Seit 1987 beseitige sie Aufkleber, Schmierereien und Graffiti mit rechtsextremen, rassistischen, antisemitischen oder anderen Hassbotschaften oder Symbolen, die sie im öffentlichen Raum entdecke. Reichen dafür nicht Ceranfeld-Schaber oder Nagellackentferner, übermalt sie diese oder verfremdet die Botschaft durch Ergänzungen, verwandelt den menschenverachtenden Inhalt in Aussagen der Humanität. Zuvor dokumentiert sie das Gesehene mit dem Fotoapparat. Mit Ausstellungen sensibilisiert sie für das Problem.

    Mit den Symbolen und Parolen würden die Rechtsextremen für ihre Ideologie werben und Angst verbreiten. Deshalb könne sie solche Schmierereien nicht dulden und beseitige sie möglichst rasch. Irmela Mensah-Schramm bezeichnet sich selbst als "Politputze", wurde für ihr langjähriges Engagement ausgezeichnet, erlebte aber auch so manche Anfeindung.

    "Heimreise statt Einreise", sei ein Slogan gewesen, den sie bei der Ankunft am Stadthäger Bahnhof gefunden habe. Dieser stamme von der NPD, sein gegen Einwanderer gerichteter Inhalt erschließe sich vielen erst auf den zweiten Blick. "Sie brauche nicht mehr zu schauen, der Slogan ist weg", so Irmela Mensah-Schramm.

    Dirk Springborn vom veranstaltenden SPD-Ortsverein Enzen leitete die anschließende Diskussion mit Mensah-Schramm, Dietmar Scholz, von der Polizei-Inspektion Nienburg-Schaumburg sowie Iris Freimann, Leiterin des Amtes für Bürgerdienste der Stadt Stadthagen. Laut Iris Freimann würden die Außendienstmitarbeiter der Stadt sehr bewusst und konsequent gegen rechtsextreme Propaganda vorgehen. Kleine Aufkleber, Plakate und einige Schmierereien seien in Stadthagen aufgetreten. Solche würden von den Bürgern zumeist schnell gemeldet. Soweit möglich würden die Mitarbeiter diese rasch beseitigen, dies hänge davon ab, ob sich diese an öffentlichen Gebäuden befinden. Dazu würden solche Vorkommnisse grundsätzlich der Polizei zur Strafverfolgung gemeldet.

    Dietmar Scholz geriet rasch in heftige Diskussionen mit einigen Zuhörern zu der Situation in Bückeburg. Unter Jugendlichen und deren Angehörigen, die sich gegen die Gruppe der rechtsextrem agitierenden Jugendlichen gestellt hätten, habe die Polizei das Vertrauen verloren, lautete einer der Vorwürfe.

    Scholz verwies auf verstärkten Anstrengungen der Polizei in Bückeburg, Straftaten wie Körperverletzungen und Propagandadelikte aufzuklären. Grundsätzlich gelte es, auch für Kommune und Stadtgesellschaft, sich für dieses Problemfeld "breit aufzustellen". Ziel müsse es sein, auch die mit rechtsextremer Propaganda agierenden Jugendlichen in Bückeburg "abzuholen", so Scholz. Auch wenn "Hardcore-Rechtsextreme" kaum wieder zurück in die Mitte der Gesellschaft zu holen seien, könne dies bei ideologisch nicht gefestigten Jugendlichen sehr wohl gelingen.

    Foto: bb

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