1. Fette Beute bei Ausgrabungen in der Stadt

    Archäologische Funde aus der Langen Straße begutachtet / Experten sind der Renaissance auf der Spur gekommen

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    BÜCKEBURG (hb/m). Bückeburg ist zwar nicht die älteste Stadt in Schaumburg, aber archäologisch ist auch hier einiges zu holen. Der Neubau an der Langen Straße 4 durch das Büro Lenz Häuser hat zur Entdeckung des größten Fundkomplexes aus der Bückeburger Altstadt geführt. Nach dem Abriss war der Kommunalarchäologe der Schaumburger Landschaft, Dr. Jens Berthold, mit Mitarbeitern vor Ort, um gleich kistenweise Keramik, Ofenkacheln und Gläser zu bergen. "Eine reiche Ernte wurde hier eingefahren", kommentierten Berthold, die beteiligten Praktikanten und die Ehrenamtlichen erfreut. Unter dem Fußboden der ehemaligen Gaststätte Kammann wurden Schichten freigelegt, in denen Abfälle eines ganzen Haushaltes des 16./17. Jahrhunderts entsorgt worden sind. Bunt bemalte Teller und Dreibeintöpfe, verzierte Trinkgefäße aus Steinzeug, sehr dünnwandige dekorierte Trinkgläser. Nach Auskunft des Archäologen ist es der "bisher umfangreichste archäologische Fundkomplex der Renaissance in Schaumburg".

    Ein Gefäß trägt sogar eine Jahreszahl, die das Herstellungsdatum 1627 angibt. Es ist die Zeit des Dreißigjährigen Krieges, in dem auch Bückeburg betroffen war. 1633 plünderten kaiserliche Truppen in der Stadt. Vielleicht war auch dieses Haus betroffen, und die Funde sind Reste des großen Reinemachens und des Wiederaufbaus danach? Das würde sich auch mit den Jahreszahlen auf den beiden Sandsteinen decken, die das Jahr 1635 nennen.

    Sie geben laut Berthold einen Fingerzeig auf die Zeit von Bauaktivitäten und wurden beim Abriss mit Unterstützung der Stadt im Museum Bückeburg gesichert. Über das Alter des abgerissenen Hauses werden die Holzproben vermutlich Auskunft geben, die an ein Fachlabor übergeben wurden. Über die Jahrringe ist das genaue Fälljahr zu bestimmen.

    Die Funde werden im kommenden Jahr wahrscheinlich im Museum Bückeburg an der Langen Straße präsentiert, allerdings nur in Auswahl, da für die Masse an Funden gar kein Platz wäre. Einige Gläser sind bis dahin restauriert und Keramikgefäße zusammengesetzt. Bauherr Dirk Lenz ermöglicht diesen ersten Schritt auf dem Weg zu einer Ausstellung mit einer großzügigen Spende. Aus den zahlreichen Ofenkacheln mit den zeittypischen Ornamenten und Figuren wird man sogar den kompletten repräsentativen Kachelofen der Zeit um 1600 rekonstruieren können. Die Denkmalpflege der Stadt Bückeburg und der Bauherr bekamen die Funde bereits vorab vorgestellt und bedankten sich für die vielen fleißigen Hände, die dazu beigetragen haben, die Fundstücke zu bergen und aufzubereiten. Besonders froh war der Bauherr, dass die Archäologen die Bauarbeiten nicht einmal aufgehalten haben. Die Erdarbeiten waren ohnehin unterbrochen und werden erst nach der Winterpause wieder beginnen. Foto: pr

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