1. Mit Stolperstein die Erinnerung bewahren

    "BüRo" bemerkt großes Interesse / Gedenken an Paul Jost

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    RODENBERG (pd). Unter großem Interesse interessierter Bürger und politischer Vertreter ist in der Echternstraße 19 der erste "Stolperstein" in Rodenberg verlegt worden. Das Aktionsbündnis "BüRo" (Bürger Rodenbergs gegen Rechtsextremismus) hat sich dafür stark gemacht und war mit dem Vorstoß, auf diesem Weg den Rodenberger Paul Jost zu ehren, offene Türen eingelaufen. Mit Freude registrierte Uwe Märtens, "BüRo"-Sprecher, dass die Verlegung des "Stolpersteines" von Künstler Gunter Demnig von so vielen Menschen begleitet wurde.

    Paul Jost, Jahrgang 1892, war überzeugter Sozialdemokrat und Mitglied im Arbeiter-, Turn- und Sportbund. Ab 1943 musste er sich regelmäßig bei der Gestapo melden, weil er unter dem Verdacht stand, in den Reichsbahnzügen regimefeindliche Blätter ausgelegt sowie Zwangsarbeitern Essen zugesteckt zu haben. Am 28. Juni 1943 wurde der Beamte der Reichsbahn durch die Gestapo verhaftet. Der Vorwurf "Verbrechen gegen die Rundfunkverordnung". Im Juli wurde Jost durch das Sondergericht Hannover zu zwei Jahren Zuchthaus verurteilt, die er in Hameln abzusitzen hatte. Drei Wochen nach der Befreiung des Zuchthauses durch die Alliierten starb Jost im April 1945. Die angegebene Todesursache "Durchfall, Herzschwäche". Die Angehörigen wurden nicht über seinen Tod informiert. Er wurde auf einem abgelegenen Feld eines Friedhofes ohne Sarg bestattet. Ab Juni 1945 konnte die Familie das Grab besuchen.

    Das besondere an der Verlegung dieses "Stolpersteines" war die Tatsache, dass mit Margarete Stüber eine Tochter und mit Brigitte von Jaminet eine Enkelin des Toten anwesend waren. Beide bedankten sich ausdrücklich für die vielen Spenden, die für die Verlegung des Steines zusammengekommen waren. "Ich hoffe, das so etwas nie wieder passiert" mahnte Margarete Stüber, selber überzeugte Sozialdemokratin und lange Mitglied im Rodenberger Rat und vielen Gremien. Brigitte von Jaminet erzählte aus ihrer Erinnerung über den Großvater, den sie selber nie hat kennenlernen dürfen.

    Der Bundestagsabgeordnete Sebastian Edathy erinnerte daran, dass Demokratie keine Selbstverständlichkeit sei. Bei der Aufarbeitung von Geschichte gehe es nicht mehr um Schuld sondern vielmehr um Verantwortung. Jost und andere Opfer der Nazizeit hätten der Nachwelt die Verpflichtung auferlegt, das "Versagen aufzuarbeiten". Der SPD-Politiker dankte Uwe Märtens und dem Aktionsbündnis für ihr Engagement. Bürgermeister Ralf Sassmann hatte ebenfalls lobende Worte für das Bündnis parat, dass nach seinem Empfinden ein großes Bürgerinteresse ausgelöst habe. Ein Besucher sprach den Wunsch aus, dass der "Stolperstein" in Rodenberg nicht der einzige in der Samtgemeinde bleiben möge. Foto: pd

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