STADTHAGEN (nb). Erst Bochum, jetzt Stadthagen: Zwei Wochen vor Weihnachten kommt auch hier eine Schocknachricht. Die Faurecia Autositze GmbH in Stadthagen plant im nächsten Jahr den Abbau von rund 200 Stellen. Als Gründe für diese Entscheidung nennt das Unternehmen den Auslauf von wichtigen Umsatzträgern sowie den gleichbleibend schwachen Automobilmarkt in Westeuropa. Die derzeitigen Konjunkturerwartungen verlangten nach einer grundlegenden Kostenreduktion und zwängen das Unternehmen zu einer grundlegenden Anpassung der "Strukturen". Ziel sei es, "auch in einem schwachen Marktumfeld die Wettbewerbsfähigkeit des Standortes in den nächsten Jahren sicherzustellen". Vom Personalabbau betroffen sind gleich mehrere Bereiche, am härtesten jedoch die Produktion, denn der Bereich "Mechanismen" soll vollständig nach Polen verlagert werden, alle 100 Beschäftigten stehen auf der Straße. Eine "strategische Entscheidung" gibt Faurecia in einer Pressemitteilung bekannt. Der Auslauf derzeitiger Produktionsumfänge und fehlende Folgeaufträge machen Stadthagen als Produktionsstandort unattraktiv. Auch der Bereich "Sitzstrukturen" (Frames) soll teilweise nach Polen wandern, hier verschwinden 70 Arbeitsplätze. Trotz intensiver Bemühungen seien keine Aufträge mehr gefolgt, viele Produkte zeigten stark rückläufige Volumen oder bewegten sich kurz vor Produktionsende und könnten in Stadthagen "nicht mehr wirtschaftlich gefertigt werden". Zwei Aufträge sollen bis zu ihrem Auslauf 2015 und 2018 noch erfüllt werden. Der verbleibende Teil mit rund 70 Arbeitsplätzen wird organisatorisch mit dem Prototypenbau Metall zusammengelegt, ein Bestandteil der Abteilung "Zentrale Funktionsbereiche". Hier fallen dem Abbau zehn Stellen zum Opfer. Da die zukünftigen Entwicklungsumfänge sich durch Aufträge an globale Plattformen deutlich reduziert hätten, entstehe so ein "langfristiger Personalüberhang". Ebenso müssten in der Nordeuropazentrale für Autositze im nächsten Jahr Kosten reduziert und 20 Stellen abgebaut werden: Dies soll durch die Zusammenlegung verschiedener Bereiche und das Schaffen von Synergien langfristig erreicht werden. SPD-Landesvorsitzender Stephan Weil hat sich bereits zu Wort gemeldet und kritisiert das Unternehmen stark. Dieser Beschluss setze der Geschichte von Zumutungen für die Beschäftigten die Krone auf. "Das ist nicht nur menschlich unanständig, es ist auch wirtschaftlich unsinnig", so Weil. Forschung, Entwicklung und Produktion gehörten zusammen, andernfalls würde der Standort weiter geschwächt.
Laut Unternehmen hat das Management die Gespräche mit der Arbeitnehmervertretung aufgenommen, um in den kommenden Monaten Interessenausgleich und Sozialplan für die betroffenen Mitarbeiter zu verhandeln. Faurecia werde alles tun, um die Mitarbeiter bei der Suche nach einem neuen Arbeitsplatz bestmöglich zu unterstützen. Mitarbeiter, die mobil sind, versucht das Unternehmen, sie an andere Faurecia-Standorte und -Geschäftsbereiche zu vermitteln. Nach dem Stellenabbau verbleiben nach Firmenangaben so rund 900 Arbeitsplätze in Stadthagen, rund 70 in der Produktion, rund 750 in der Zentrale sowie rund 80 Auszubildende in beiden Bereichen. Der Konzern erwirtschaftete 2011 einen Umsatz von 16,2 Milliarden Euro, zum 31. Dezember beschäftigte Faurecia 84.200 Mitarbeiter. Foto: wa
