RODENBERG (al). Die zu Beginn des 20. Jahrhunderts fast ausgestorbene Wildkatze ist im Deister wieder heimisch. Eine Expertin untersucht im Rahmen eines Projekts der Tierärztlichen Hochschule Hannover deren Verbreitung. Fünf der scheuen Tiere sind mit einem Sender ausgerüstet, der täglich bis zu drei Hinweise auf den jeweiligen Standort gibt.
Jetzt berichtete die Diplom-Biologin Andrea Krug vor Mitgliedern des Naturschutzbunds (Nabu) Rodenberg über den Stand der gewonnenen Erkenntnisse. Seit 2007 seien Sichtungen registriert worden, wobei die genaue Bestimmung, ob es sich um eine Wildkatze oder eine verwilderte Hauskatze handelt, mit absoluter Sicherheit nur am Schädel und "an der Darmlänge" ausmachen lasse. Die zwei bis sieben Kilogramm schweren Tiere seien langhaarig, hätten eine "verwaschene Zeichnung" und einen buschigen Schwanz.
Für das Projekt seien im März sieben Kastenfallen aufgestellt worden, in denen sich fünf Wildkatzen fangen ließen. Inzwischen steht fest, dass zwei Tiere einander überlappende Reviere im Raum Springe und Kleiner Deister haben. Zwei weitere im Gebiet zwischen Nienstedt und Barsinghausen: das Weibchen auf einer Gesamtfläche von 618 Hektar, das Männchen in einem Areal von über 700 Hektar.
Krug sieht die räumlichen Voraussetzungen im Deister wie auch im Harz und im Solling als ideal an: Große Waldgebiete, Laubmischwälder, auch Felsklüfte sowie deutliche Übergänge zu Waldrändern und angrenzenden Feldern. Die Katzen leben und bringen ihren Nachwuchs zur Welt in Totholz, Fuchsbauen und sogar auf Jagdkanzeln. Gefährlich sind für sie lagernde Stämme. Erfolgt deren Abtransport verkriechen sie sich nur tiefer in die Hohlräume zwischen den Bäumen und werden dort schlimmstenfalls erdrückt. Wildkatzen ernähren sich von Wühlmäusen und kleinen Reptilien, jedoch auch von Hasen und Kaninchen.
Wanderern riet sie, keinesfalls Katzenkinder aus falsch verstandener Tierliebe mitzunehmen. Sollte wirklich eines entdeckt werden, dürfte das scheue Muttertier nicht weit entfernt sein. Foto: al