STADTHAGEN (mh). Podium statt Kanzel, Bier statt Wein, Schaffermahl statt Abendmahl – und dennoch hat sich Pastor Jörg Böversen bei seiner Antrittsrede als neuer Kohlkönig beim traditionellen Schaffermahl sichtlich wohlgefühlt. "Wir Stadthäger sind eine echte Gemeinschaft", rief er den über 300 Anwesenden am vergangenen Sonnabend im Ratskeller Stadthagen zu.
Günther Bartels hatte es zuvor erneut wieder spannend gemacht, nach dem obligatorischen "Er ist unter uns", wurde der Vorsitzende des Verkehrsverein konkreter: Der neue Kohlkönig sei ein Mann der klaren Worte, habe eine große Gemeinde hinter sich und sei häufig in der Kirche anzutreffen. Nicht Landrat Jörg Farr war gemeint – wie einige Anwesende zuvor spekulierten – sondern Jörg Böversen, Pfarrer der St. Martini-Gemeinde. Unter großem Applaus überreichte ihm Altkönig Hilmar Seidel die Insignien des Kohlkönigs. Der ehemalige Prokurist der Volksbank Hameln-Stadthagen nutzte zuvor die Gelegenheit und hielt in seiner Abschiedsrede einen Rückblick auf seine Amtszeit und die vielen Dinge, die der Verkehrsverein im vergangenen Jahr in der Stadt möglich gemacht hatte. Auf Initiative der Jungen Bürger erhielt Hilmar Seidel eine Anstecknadel als Zeichen seiner vergangenen Regentschaft. Zukünftig soll jeder Kohlkönig so geehrt werden.
Standesgemäß begonnen hatte die Veranstaltung einige Stunden vorher mit der Begrüßung durch den Vorsitzenden des Verkehrsvereins, Günther Bartels. Routiniert führte er die Gäste mit seiner Moderation, seinen Anekdoten und frechen Zoten durch das Programm "Gemischt wird hier nur Bier und Meyer‘s Bitter. Denn Männer und Frauen sind wie Essig und Öl: Mischt man sie zusammen, hat man den Salat", gab er gleich zu Beginn das Motto des Männerabends aus. Unter den Teilnehmern war nicht nur eine Obernkirchener Abordnung, sondern zudem auch mit Reiner Brombach das Bückeburger Stadtoberhaupt. "Die nachgesagte Reserviertheit zwischen uns ist Quatsch", stellte Stadthagens Bürgermeister Bernd Hellmann klar. "Wir können nicht nur gut zusammen feiern, sondern auch gut regieren."
Bevor die deftige Mahlzeit auf die Teller kam – wie es sich gehört Grünkohl, Brägenwurst, Kasseler und Bauchfleisch – nutzte Wilhelm Söhlke die Gelegenheit und präsentierte in seinem Festvortrag die Ergebnisse einer nicht repräsentativen Umfrage zum Thema "Die beliebtesten Jobs in der Stadt". Trainer des FC Stadthagen, Chefredakteur der Schaumburger Nachrichten und Bürgermeister, diese Tätigkeiten wurden – wie sollte es anders sein – klar vom Amt des Kohlkönigs geschlagen.
Das Team um Ratskeller-Chef Oliver Sieloff tischte insgesamt rund 130 Kilogramm Grünkohl, 60 Kilogramm Kasseler und 700 Würstchen auf. Während einige der Anwesenden Gerüchten zufolge die Veranstaltung schon seit Jahren nur mit einer vorbereiteten Dankesrede in der Tasche besuchen, brachte es Sieloff in der seiner Begrüßung spontan und prägnant auf den Punkt: "Hallo Schaffer, Prost!" Für die musikalische Untermalung des Abends sorgten erneut die "Deistertaler Musikanten", immer wieder unterstützt von den sangeskräftigen Gästen. Trotz der Einladung ihres neuen Kohlkönigs zum Familiengottesdienst, Sonntag 10 Uhr, zeigten die Schaffer Ausdauer und feierten noch bis spät in die Nacht hinein. Foto: mh