1. Gast aus den USA sucht Gespräch mit Zeitzeugen

    Andrew Schindels Mutter lebte in den 30er Jahren in Stadthagen / "Ich bin hier um zuzuhören und etwas zu lernen"

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    "Ich bin hier um zuzuhören, etwas über die Stadt zu lernen", so Andrew Schindel. Er würde sich über Menschen freuen, die sich Zeit nehmen, um mit ihm eine Kaffee Tasse zu trinken und ihm über die Vergangenheit zu berichten. Schindel ist aus dem Staat Maine von der US-Ostküste nach Deutschland gekommen, um mehr über das Leben seiner verstorbenen Mutter Lotte Rosenfeld und ihre Familie zu erfahren. Lotte Rosenfeld, geboren im Jahr 1922, wuchs in den 30er Jahren in Stadthagen auf, besuchte dort unter anderem das Reformprogymnasium, lebte mit ihrer Familie in einem Haus in der Westernstraße. Auch ihr Bruder Kurt Rosenfeld, geboren 1929, ging in Stadthagen zur Schule. Wegen der sich steigernden Verfolgungen der jüdischen Bürger durch die Nazis floh Lotte Rosenfeld 1938 aus Stadthagen. Sie gelangte in die Vereinigten Staaten, wurde dort Krankenschwester und Oberschwester.

    Andrew Schindel interessiert sich also besonders für die 30er Jahre in Stadthagen. Würde sich ein Zeitzeuge an seine Mutter oder seinen Onkel oder andere Mitglieder der Familie Wolf/Rosenfeld erinnern, wäre dies "großartig", betonte er. Vielleicht wäre dieser auch am Schicksal Lotte Rosenfelds in den USA interessiert? Aber auch viele andere Informationen würden weiterhelfen. So wären etwa Erkenntnisse zum angesehenen Handelshaus Magnus Wolf nützlich, das am Markt ansässig war. Was passierte mit dem Geschäft und den Gebäuden nach 1938? Auch über Gesprächspartner, die selbst keine Zeitzeugen sind, aber Auskunft über Erinnerungen von Angehörigen oder Freunden geben können, würde sich Andrew Schindel freuen. Er sei interessiert, ganz allgemein ein Bild vom Leben in der Stadt in den 30er und 40er Jahren zu gewinnen, erklärte er. Ebenso sei er an Fotografien oder an anderen Zeugnissen interessiert. Wer helfen und seine Erinnerungen teilen möchte, ist herzlich eingeladen, sich bei Gastgeber Wilfried Brinkmann unter 05721/91806 zu melden. Andrew Schindel wird voraussichtlich bis zum 6. oder 7. Dezember in Stadthagen bleiben. Für Gespräche wird bei Bedarf ein Helfer für die Übersetzung hinzukommen. Schindel und Brinkmann hoben hervor, dass die Forschungen Schindels auch einen Beitrag zur Ergänzung der Stadtgeschichte bedeuten würden. Im von Jürgen Lingner geleiteten Arbeitskreis "Zur Geschichte der Juden in Stadthagen" widmen sich Brinkmann und andere der Erforschung der Biografien der Opfer des Terrors während der NS-Zeit. Auf diese Weise entstand auch der Kontakt zu Andrew Schindel.

    Die Vorfahren Schindels lebten seit dem frühen 19. Jahrhundert in Stadthagen. Etwa 100 Jahre später war die Familie weitgehend in die Stadtgesellschaft integriert, Max Wolf etwa war beim Schützenfest von 1912 Rottmeister.

    In den 40er Jahren wurde eine Reihe von Familienmitgliedern nach Osteuropa deportiert und in den Lagern des Nationalsozialistischen Deutschlands ermordet.Foto: privat

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